Tag 142: Abomey

 

Voodo hat seinen Ursprung in Benin und so tauchen wir heute in das Thema ein, auch wenn es eigentlich nicht unser Ding ist.

Bocco holt uns ab und wir besuchen als erstes einen Fetisch-Markt. Nichts für schwache Mägen, gute Nasen oder Tierliebhaber europäischer Couleur.

Es fängt harmlos an mit Töpferwaren. Jedes Gefäß, und sei es noch so klein, hat eine Bestimmung und wird gefüllt mit Kräutern oder anderen Opfergaben, um bestimmte Wünsche zu erfüllen oder Krankheiten zu heilen. Wird zum Beispiel eine Opfergabe für Zwillinge dargeboten, gibt es auch dafür spezielle Doppelgefäße.

Dann die lebenden Tiere: Ziegen, Hühner, Tauben, Hunde-Welpen, kleine Katzen, Affen. Wahrscheinlich auf besonderen Wunsch auch anderes.

Und dann das Reich der toten Tiere: Alles, was man sich denken kann. In Teilen oder im Ganzen. In jedem Grad der Verwesung oder Trocknung.

Schlangen, Frösche, Greifvögel, bunte Singvögel, Pferdeköpfe, Affenköpfe, Ratten, Felle von Leoparden und anderen großen Tieren – die werden dann in kleinen Stücken verkauft. Nichts ist verboten, alles zu haben, je nachdem, welchem Gott man zu welchem Thema ein Opfer darbieten möchte.

Der Ekelfaktor für uns beide ist hoch. Die olfaktorische Herausforderung etwas geringer als befürchtet. Trotzdem verweilen wir nicht lange. Nur an einem Stand bezahlen wir etwas für’s Fotografieren, ein wenig Dokumentation muss sein. 

Interessant dabei: Die Leute hier sind wohlhabend, denn wenn man für ein Opfer einkauft, verhandelt man nicht über den Preis – das würden die Götter einem übel nehmen. Ein gutes Geschäft also.

Ein gutes Geschäft ist auch Legba. Er steht mit seinem riesigen erigierten Phallus für Potenz und beschütz jedes Dorf. Und er ist auch der Gott, der die Sprache aller anderen Götter spricht. Will man also einem anderen Gott ein Opfer darbieten, muss man zuerst Legba mit einem Opfer um Vermittlung bitten. Und vermutlich ist es jeweils der Priester, der einem sagt, welchem Gott man was darzubieten hat.

Apropos Priester. Wir erstehen für den, den wir besuchen wollen, erst einmal eine Flasche Whisky, die preiswerte Version für knapp 4 Euro.

Dann dürfen wir ein paar rituellen Handlungen zuschauen mit Muscheln, Kieseln, Münzen, Ketten, Talkumpuder, die dazu dienen, eine persönliche Frage unseres Guides zu lösen.

Anschließend wird auch für uns gebetet und ein wenig Whisky vergossen. Jeder von uns trinkt einen Schluck und verschüttet dann ebenfalls etwas Whisky und somit sollte unsere Reise ohne große Probleme bis Namibia weiter gehen.

Glauben wir jetzt einfach mal dran!

Dieser Segen kostet uns nochmal 5.000 CFA :-) Die religiöse Wertschöpfungskette ist überall die gleiche.

Aber wir bekommen auch noch ein paar Fragen beantwortet. In erster Linie hilft der Vodoo-Priester bei der Lösung alltäglicher Probleme. Er stellt aber auch Prognosen für die Zukunft und gibt Ratschläge, was zu tun ist. Und er hält Kontakt zur Vergangenheit, was in einer Gesellschaft, die sich auf Königreiche seit 1600 bezieht, kein Wunder ist. Und ja, er soll auch Feinde fern halten können. Wenn wir es richtig verstanden haben, ist die Voraussetzung dafür aber, dass man den Feind gut kennt und ausreichend Anhaltspunkte liefern kann. Insofern scheint ein Priester doch ein mächtiger Mann.

Mittags ist es dann so heiß, dass auch unser Guide meint, es sei wie Feuer. Gluthitze also. Wir kehren dankbar in den Schatten bei Chez Monique zurück. Und machen heute tatsächlich nicht mehr viel ausser uns ein wenig zu sortieren.