Tag 95: Tiwai Island
Der letzte Tag des Jahres.
Es tropft. Wir sind im Regenwald.
Wir packen für eine Nacht brauchen, vor allem aber viel Wasser. Zu Essen und Bettwäsche soll es auf der Insel geben. Mit dem Boot geht es schnell ans andere Ufer und dort – leider mit all unserem Kram – schon auf den ersten längeren Walk.
Momo, unser Guide, führt uns kreuz und quer durch den Wald – das Buschwerk ist dicht, die Bäume teilweise gigantisch und nur in der Krone belaubt. Es ist dunkel (was das fotografieren schwer macht) und eigentlich sehen wir kaum Tiere. Ein paar hübsche Schmetterlinge tanzen herum, Affen erkennt man eigentlich nur, wenn sich Äste bewegen und dann sind sie so schnell da wie weg. Aber sie machen fantastische Sprünge in ziemlicher Höhe von Baum zu Baum. Horn Bills fliegen mit einem unglaublichen Schwingenlaut auf. Der Sound ist sicher die Inspiration für so manchen Flugsaurier in Fantasy-Filmen.
Als wir das Camp erreichen, sind wir tropfnass. Es ist drückend schwül.
Keine Überraschung: Auch diese Unterkünfte sind ziemlich runter. Einerseits verständlich, wenn es zwei Monate im Jahr nonstop regnet und alles kaputt geht, andererseits … Ein Moskitonetz ohne Löcher wäre schön oder ein sauberes Bad. Aber fairerweise muss man sagen, dass der Ventilator geht und es fließend Wasser gibt. Und das Bettzeug scheint sauber.
Und wieder mal feilschen wir um Preise, weil das, was auf der Webseite steht, natürlich schon wieder nicht mehr gilt. 70 statt 45 fürs Essen? Warum das, der Screenshot ist von gestern? New Prices … Schlechte Ausgangslage, wenn man schon da ist. Wir erfahren aber von anderen Gästen abends, dass es ihnen auch immer und überall so geht.
Unser Nachmittagsspaziergang ist ähnlich wie der morgens. Es ist fast noch ruhiger. Wir hören die Termiten im trockenen Laub trappeln. Der Wald riecht völlig unterschiedlich, mal süß, mal duftend, mal streng, mal moderig, mal eklig.
Zum Lunch und Dinner gibt es Reis mit – mittags Bohnen, abends Huhn und Zwiebelsauce. Gut gewürzt, durchaus essbar.
Die Runde ist nett für einen zufällig zusammengewürfelten Silvesterabend: Zwei viel reisende Österreicher (etwa so alt wie wir), die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Eine Italienerin, die für ein Jahr beim Schimpansen-Projekt in Freetown arbeitet. Drei junge Deutsche, die ein ehrenamtliches Projekt leiten und Trenntoiletten für Schulen installieren.
Den Jahreswechsel verschlafen wir mehr oder weniger ...