Tag 93: Bo

 

Wir haben uns afrikanische Küche gewünscht, und so gibt es zum Frühstück einen warmen Eintopf mit Süßkartoffel, Plantain (Kochbanane), Kassava (Maniok), Yamswurzel und kleinen Fischstückchen – das ganze heißt Yabe. Eigentlich ähnliche Zutaten wie gestern, aber andere Zubereitung. Und dazu, gar nicht afrikanisch, deutschen Brühkaffee! Und ein wunderbar tuffiges briocheartiges Brot.

Den Vormittag verplaudern wir mehr oder weniger mit unserem Gastgeber, der nach seinem Studium mitten während der Kriegsjahre wieder hergekommen ist und das Krankenhaus aufgebaut hat. Noch heute gibt es eine Kooperation mit Ärzten in Oldenburg.

Wir reden über Reisen, Erfahrungshorizonte, Ängste, Religion.

Der Islam ist hier in der Auslegung des Alltages nicht so streng. Es gibt gemischt gläubige Ehen und Kinder entscheiden irgendwann für sich, welchem Glauben sie folgen wollen.

Wir lernen über den Moringabaum, dass alles an ihm wertvoll und zu verwenden ist. Die Samen dienen sogar der Wasseraufbereitung. Wir versuchen das Pulver in Teeform und fühlen uns geschmacklich an Matcha-Tee erinnert.

Zwischendurch kümmern wir uns um die Powerstation und versuchen sie mit Solar wieder zu laden – Wechselstrom funktioniert aus welchen Gründen auch immer nicht mehr. 

Und da jeder Tag Waschtag ist, sind die Stücke von gestern dran und sogar die Turnschuhe bekommen ein Facelifting durch die beiden Reinigungskräfte, die garnicht gut finden, dass die Schuhe  so dreckig sind. Im übrigen taten die jungen Männer gegenüber heute morgen das selbe – Klammotten waschen und Schuhe aufhübschen. Der Hornhaut am Fuss wird mittels rubbeln auf Beton der Garaus gemacht.

Mittags sind wir schon wieder duschreif. 

Zum Lunch gibt es Reis und Eintopf mit Fisch, Huhn, Okra und Bohnen. Die Köchin Ami fand heute morgen schon, dass Brigitte zu dünn ist und tüchtig essen sollte, am besten eine ganze Woche lang bei ihr.

Nett ist, wie hier alle möglichen Menschen verköstigt werden, unter anderem auch der Fahrer der beiden anderen Gäste und ein örtlicher Mechaniker, der den beiden das Auto repariert hat.

Wir plaudern mit der ebenfalls deutschen Brigitte weiter und reden über traumatisierte Kindersoldaten, die heute bei Polizei und Militär Dienst tun. Über Beschneidungen bei Frauen, die nach wie vor gängig sind. Über die Häuschen, welche die Menschen sich hier bauen und über den Raubbau an Sand. Und auch darüber, dass ein Lehrer im Staatsdienst nur 1.200 SLE verdient, was nicht mal 50 Euro sind. Die Summe vertanken wir mal ganz schnell …

Es ist spannend, einmal ausführlich Fragen stellen zu können.

Am späteren Nachmittag ein Bummel durch den Ort, der uns wirklich gut gefällt. Und dann ist auch schon wieder ein Tag um und wir genießen den Sonnenuntergang auf der Terrasse vor unserem Zimmer bei einem Bier.