Tag 83: Conakry
Die Situation ist nicht gut, aber auch nicht hoffnungslos.
Die Explosion hat nicht nur Menschenleben gekostet sondern das zentrale Öl-Depot zerstört. Es brennt auch heute noch und die Stadt ist nach wie vor Richtung Kaloum abgeriegelt. Tankstellen sind im ganzen Land gesperrt. Wenn man das Szenario weiter denkt, dann sieht es nicht gut aus. Angewiesen auf Ölimporte ist die Infrastruktur für die Verteilung stark beeinträchtigt. Wo kein Diesel, da kein Transport und somit werden auch Lebensmittel knapper und teurer werden. Für die Menschen in Guinea eine Katastrophe. Uns wird im Gespräch durchaus geraten, das Land eher zeitnah zu verlassen.
Unser Diesel sollte bis zur Grenze von Sierra Leone und etwas weiter reichen. Woraus man wieder lernt – eher öfter auftanken. Aber wir können – da wir das Visum haben – weiter bis Liberia reisen.
Das Visum für die Ivory Coast wäre nun noch extrem hilfreich. Nachdem wir aus der Botschaft die Antwort bekommen, dass ein Notbetrieb eingerichtet ist und wir hören, dass man die Sperre zu Fuß passieren kann, machen wir uns auf den Weg.
Sowohl hin als auch zurück nehmen wir ein Motorradtaxi. Angesichts der Situation fahren wir zu zweit hinten mit, spart einmal Sprit. Von den kleinen Flaschen Benzin am Straßenrand war schon gestern nichts mehr zu sehen.
Ehrlich, ohne Helm mit 50 Sachen durch eine sehr leere Großstadt zu düsen bringt auch irgendwie Spaß. Zurück finden wir es etwas heikler, weil der Fahrer offenbar seinen persönlichen Rekord mit über 60 km/h brechen will. Als wir an der Sperrung aufsteigen hebt ein Gendarm den Daumen – scheint also irgendwie ok zu sein, was wir da tun.
Die Stimmung in Kaloum ist bedrückend. Der schwarze Qualm steht über dem Stadtteil, wir dürfen nur mit Maske passieren. Die Leute haben nichts zu tun ausser Scherben weg zu räumen, das meiste ist geschlossen. Die Militärregierung zeigt sehr starke Präsenz. Wenn wir ganz offensiv mit „Bonjour“ grüßen ist die Antwort oft „Merci“.
Wir bekommen tatsächlich unser Visum für die Elfenbeinküste! Und zahlen brav einen Eilzuschlag von 30 Euro pP um alles gleich wieder mit nehmen zu können. Wir möchten lieber nicht unsere Pässe in einem Stadtteil liegen lassen, von dem wir nicht wissen, ob wir morgen nochmal hin dürfen. Aber wir fühlen uns auch ausgenommen wie die Weihnachtsgänse.
Auf dem Rückweg ein paar Schokoriegel abgreifen, Wäsche abholen und ab in den Pool. Wir sind wirklich heiß gelaufen nach dem Fußmarsch im Süden. Und aus den heutigen Klamotten kommt auch gleich wieder braune Soße.
Das Hotel ist ein nettes Trostpflaster. Dieser Monat wird zwar unser Budget sprengen mit all den Zuschlägen, Hotel- und Essenskosten – kriegen wir aber hin.