Tag 85: Conakry – Wildcamp in Sierra-Leone

 

Wir trödeln ein wenig und sind trotz einer guten Nacht müde von den letzten Tagen. Das Hotel war eine prima Wahl und ein Ruhepol. Mit zwei anderen Gästen hatten wir immer wieder netten Austausch, Steven (bleibt noch und musste sich heute in den Anzug schmeißen) und Josefa (ist heute abgereist, nachdem sie sich hier etwas von einer Erkrankung erholt hatte). Von ihr wissen wir, dass es in Conakry bzw. auf den vorgelagerten Inseln eine große libanesische Community gibt. Auch die Hotelmanager sind Libanesen und waren für uns hilfreiche Ansprechpartner. Anstandslos werden die letzten zwei Nächte der Buchung storniert. 

Wir starten am späten Vormittag gemeinsam mit Ian und Catherine. Es ist mehr los in der Stadt, aber kein Vergleich zu bspw. Dakar. Viele kleine Läden sind unbesetzt. Etwa die Hälfte der Tankstellen hat geöffnet, wir sehen nur zwei, an denen es offensichtlich Benzin gibt. Sehr viel Tanklastwagen stehen leer irgendwo rum. Hoffentlich schaffen Almuth und Simon es mit ihren Mopeds bis an die Grenze.

Bei der Fahrt raus aus der Stadt kommen wir an einer Stelle in eine Straßensperre – später lesen wir, dass es dort zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei/Militär und Demonstranten gekommen ist. 

Über Land scheint uns das öffentliche Leben doch deutlich eingeschränkt, wenn wir diesen Donnerstag vergleichen mit den Werktagen der letzten Woche in den Bergen. Es gibt kaum Schwerlastverkehr, es sind weniger Menschen unterwegs. Fühlt sich irgendwie nicht gut an.

Polizei und Militär an den Kontrollstellen sind etwas nervös. Einmal müssen wir sogar aussteigen und „strammstehen“ bis unsere Pässe kontrolliert sind.

Der Grenzübergang ist dann easy – wir kommen in ein englischsprachiges Land! 

Pass und Carnet ausstempeln in Guinea geht ratzfatz. In Sierra Leone werden wir freundlich plaudernd empfangen und man vergißt fast unseren Einreisestempel im Pass. Die Anzahl der Kontrollpunkte insgesamt ist aber nervig, genauso wie das feilschen um Geldwechsel und das Kaufen einer SIM-Karte. Hinsichtlich Barmitteln haben wir uns vielleicht verschätzt – ATM gibt offenbar nur in den großen Städten. Also müssen wir wohl wirklich mal Euro tauschen. Und wir müssen von dem getauschten Geld auch gleich eine Roadfee von 500 zahlen – die hatten wir verdrängt, auch wenn es nur 20 Euro sind.

Wir kommen in die Tropen. Wasser, Palmenwälder, viel Grün.

Wir kommen in ein Land, in dem die Menschen offenbar sehr lebhaft, gut gelaunt und laut sind.

Und wir nähern uns Weihnachten, Happy Christmas ist häufiger zu hören als Good Bye.

Wir sind etwas spät und nehmen den nächstbesten Platz, der schön am Fluss liegt aber doch recht belebt ist. Daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen: Ein schnelles Brot mit Ei und Käse inmitten von Kindern, die gerne etwas abhaben würden. Ein paar Erwachsene bestätigen uns aber, dass wir hier bleiben können. Und die letzten Kinder zeigen später die Tendenz uns zu umarmen bevor sie abziehen und ins Bett gehen. 

Das mit dem Abgeben ist so eine Sache und ein innerer Konflikt. Wir haben oft gesagt bekommen, dass man damit nicht anfangen soll, weil es ein System der Bettelei etabliert. Gut anfühlen tut es sich aber trotzdem nicht.