Tag 92: Nova Africa südlich von Freetown – Bo
Wir verlasen die Peninsula von Freetown und fahren nach Bo, wo wir einen Onkel unseres US-amerikanischen Freundes treffen wollen.
Die Landschaft ist bezaubernd, ein Wechsel von Feldern, Hügeln, Palmenhainen und dichtem Wald. Je weiter wir uns von der Küste entfernen desto lockerer wird die Besiedlung – es gehen phasenweise allerdings auch kaum noch Straßen nach rechts oder links ab. Die Orte wirken aufgeräumt, strukturiert. Die Häuser sind meist gemauert und haben fast alle eine schattige kleine Veranda.
Bei der Einfahrt nach Bo die x-te Polizeikontrolle. Wir haben eine andere Strategie: Fenster nur noch zu einem Drittel auf, bei Stop nur etwas weiter runter lassen. Höfliche Distanz, nicht mehr so freundlich wie bisher. Von uns aus nicht zu viel reden und wenn wir etwas gefragt werden, gerne beide antworten, das schafft Verwirrung.
Hilft hier nichts. Der Immigration Officer will die Pässe sehen. Jetzt tun wir das, was Jennifer uns empfohlen hat, wir sagen, zu wem wir wollen und sind somit sozial vernetzt. „We have an appointment at the Gila’s Hospital“ läßt den Officer beinah stramm stehen und wir werden umgehend weiter gewunken.
Abends erfahren wir, dass noch immer nach Drahtziehern der Unruhen vom 26.11. gefahndet wird und unser Auto natürlich Platz für wen auch immer böte.
Btw: Die Ausgangssperre ist aufgehoben, wie wir neulich erfahren haben. Von 6 bis 6 Uhr hat das die Menschen hier stark in ihrem Leben eingeschränkt, weil bsp. auch Arbeitswege zu Fuß oft lang sind.
Wir kommen in einem Gästezimmer des Hospitals unter. Ein intaktes Moskitonetz über dem Bett, ein sauberes Laken, eine abendliche Dusche nachdem wir schon wieder total verschwitzt sind. Man kann kaum gegen an trinken. Der März soll der schlimmste Monat in diesem Teil der Tropen sein, da sollten wir schon durch sein :-)
Wir bekommen ein spätes Lunch bzw. ein frühes Dinner mit Kochbananenpüree (Plantains plus Yam und Kassava / heißt Fufu) und frittiertem Fisch in einer Art Bohnensuppe. Lecker. Das Püree ist salzig und süß und leicht sauer zugleich.
Es ist noch ein anderes Paar zu Besuch und wir erfahren ein wenig über die Planung einer traditionellen Beerdigung – eine Bürde für denjenigen, der das ausrichten muss.
Und wir hören die Geschichte über eine traditionelle Heilung eines entzündeten Bruchs. In der Klinik sollte amputiert werden, die Stammesheilerin allerdings geht einen anderen Weg. Einem Huhn wird ebenfalls das Bein gebrochen, beide „Patienten“ werden behandelt und die Sache geht gut aus. Kern ist wohl am ehesten die Umlenkung des Traumas von einem selbst auf etwas oder jemanden anderen, so dass der Körper andere Selbstheilungsimpulse entwickeln kann.