Tag 104: Monrovia

 

Ghana-Botschaft, zweiter Anlauf: Das Fahren auf dem Motorrad-Taxi im dichten Morgenverkehr fühlte sich nicht ganz so gut an. Pünktlich kurz vor neun sind wir vor Ort. Nach einem kurzen Gespräch mit einer Mitarbeiterin (Vice–Embassador?) ist unsere Bitte, die Pässe möglichst am selben Tag zurück zu bekommen, abgenickt und ein anderer Mitarbeiter kümmert sich um uns. Um 13:00 können wir wieder kommen. Kostet uns hier je Person 70 US-Dollar. Als Visa on Arrival an der Grenze (Elubo) wären es 150 pro Person gewesen. Tatsächlich mal Geld gespart :-)

Derweil schüttet es wie aus Kübeln. Carl, der ebenso wie Catherine und Ian auf dem selben Compound nächtigt, schickt uns ein Foto des gefluteten Stellplatzes. Später zeigt sich, dass der Schaden nicht so groß ist, wie befürchtet – das Bett ist trotz offener Screens nicht naß geworden.

Ein frühes Lunch im selben Lokal wie gestern. Wir reden länger mit dem Betreiber, einem sehr netten und smarten Libanesen. Er bietet uns an, das Trinkwasser in unserem Auto mit Hilfe seiner 20-Liter-Wasserspenderboxen zu füllen. Super! 

Die Libanesen, die wir auf unserer Reise treffen, sind alle ausgesprochen freundlich und scheinen geschäftstüchtig und erfolgreich zu sein. Die Hotels, Lokale und Supermärkte, die wir genutzt haben, waren gut geführt und angenehm und eher an westlichen Standards ausgerichtet. Es scheint, als ob die Libanesen hier in Afrika Mittler zwischen westlicher Orientierung und afrikanischer Gesellschaft sind.

Wir fragen uns immer wieder, ob Bildung allein die afrikanischen Gesellschaften voranbringen wird. Und woran es liegt, dass so viele Menschen einfach den ganzen Tag in der Gegend rumhängen. Und warum sie bei ihren Tätigkeiten so wenig Eigeninitiative entwickeln. Warum fragt ein Angestellter noch nach zwanzig Jahren seine Chefin, wenn er nur noch eine Flasche Bier einer Sorte hat und bietet nicht automatisch ein anderes an? Warum sammelt jemand den Müll, legt ihn in eine Ecke und die Tiere verteilen den Müll in der Nacht wieder auf dem Gelände? Warum wird ein defekter Duschschlauch nicht repariert? Warum wird jemandem, der fast jeden Abend in einem Lokal ein Bier ordert, die Flasche auch nach Wochen erst geöffnet, wenn der Gast explizit darum bittet? Der anekdotische Teil der letzten Frage ist, dass der Einheimische die Flasche mit den Zähnen öffnet.

Wir überlegen, dass all diese Dinge vielleicht damit zu tun haben, dass die Menschen hier ausschließlich im Heute leben. Das tägliche Überleben ist entscheidend. Was morgen ist oder gestern war, spielt keine Rolle. Vielleicht ist das so …