Tag 61: Dakar

 

Wir haben keine Bettwanzen und keine (sichtbaren) Kakerlaken, allerdings war es etwas stickig und wir haben unruhig geschlafen. Trotzdem: Es geht früh raus. Schnell bei der „Eco-Boulangerie“ Croissant, Paine de Chocolat und eine Art Brioche besorgen. Bei einem der kleinen Stände einen heißen, zuckersüßen Nescafe abgreifen. Durch die halbe Stadt zum Zoll- und Hafenamt für den Stempel im Carnet de Passage (ordnungsgemäße Einfuhr und später wieder Ausfuhr des Fahrzeuges). 

Es braucht dazu: Passavant von der Einreise mit der 5-Tage-Frist, das dicke CdP an sich, Kopie Fahrzeugpapiere (Carte Gris), Kopie des Führerscheins. Letzteres fehlt, also um die Ecke ein paar Zimmer weiter und zurück. Ein paar Stempel, ein paar Felder ausfüllen, einen Teil ausreißen und mit den Kopien zusammenheften, Brigitte in eine Liste eintragen und unterschreiben lassen. C'est ça. 

Weiter geht es zu dem Stellplatz von Domi und Lio, die wir in Noudhibou kennengelernt hatten. Die beiden haben wirklich Pech und warten seit 10 Tagen auf Ersatzteile, die beim Zoll festhängen. Wir teilen die Backwaren und bekommen noch einen Kaffee während unsere Gasflasche aufgefüllt wird. 10.000 CFA wird sich wohl zum Standardpreis für alles etablieren … Und wir konstatieren, dass wir den organisatorischen Aufwand einer solchen Reise und die Unwägbarkeiten doch „leicht“ unterschätz haben.

Nach diesem Halt geht es weiter zur Botschaft Guineas. Mist. Google hat einen falschen Ort angegeben und wir haben versäumt, es mit IOverlander abzugleichen, also noch eine Schleife fahren. 

Wolle bugsiert uns souverän und mit ausreichendem Drängeln durch den immer dichter werdenden Verkehr. Einmal sehen wir einen leichten Auffahrunfall. Erst winkt uns der Polizist weiter zu fahren, dann geht es ihm nicht schnell genug und wir sollen stoppen. Auch das geht ihm nicht schnell genug und so folgt das komplette Programm: Carte Gris, Insurance, Führerschein, Reisepaß werden gründlich studiert.

Aber auch das gibt es: Als wir morgens in einem doppelten Kreisel die falsche Spur erwischen und einen Polizisten fragen, wie wir nun zur Port Authority kommen, kriegen wir erst eine lange ausführliche Wegbeschreibung und dann wird mal kurz alles für uns angehalten, damit wir erst rückwärts fahren und dann über die Verkehrsinsel auf die richtige Spur wechseln können.

Bei der Botschaft rutschen wir gerade noch so vor der Mittagspause rein. Ian und Catherine sind schon drin, weil bislang kein Approval angekommen ist, obwohl der Prozess durchlaufen und bezahlt ist. Wir erzählen die Story, dass Wolle ohne mich nach Guninea fährt. Ein bisschen Hin und Herr und dann wird der Bezahlprozess von einem Mitarbeiter online beendet – wer weiß, wer nun alles die Kreditkartendaten hat … Nachmittags trudelt dann auch Brigitte Approval per Mail ein. Ian und Catherine müssen unverrichteter Dinge abziehen, denn sie hatten (wie wir) als Adresse die Heimatadresse angegeben – somit fühlt sich die Embassy Dakar nicht zuständig. Aber auch für die beiden löst sich das Problem im Laufe des Abends.

Zu Belohnung gibt es für uns ein fettes, leckeres Lunch. Stopf. Der ganze Kram ist doch anstrengend. Danach wieder durch die Stadt zum Hotel zurück und Wagen waschen lassen. Ein ziemliches Happening, weil alle neugierig sind und das Ding genauer ansehen wollen. Das Auto glänz danach fast wie neu – ein paar Blessuren hat die Oberfläche allerdings inzwischen. Kein Wunder.

Leider stellen wir nachher fest, dass der Kompressor nicht mehr tut. So ein Mist. Zufall oder irgendwo zu heftig gesprüht/geputzt? Da auch schon länger der Blinker spinnt, entscheiden wir, morgen Toyota aufzusuchen und noch einen Tag hier zu bleiben. Wir erkunden Dakar autofahrend.

Abends gibt es Pizza um die Ecke. Großstadt ist eigentlich nicht unser Urlaubstraum. Irgendwie spannend aber auch laut, schmutzig, mit schlechter Luft, dichtem Verkehr, vielen Baustellen, wegbrechenden Bürgersteigen, Stolperfallen, Sandhaufen, Autos, die gegen die Fahrtrichtung fahren weil es im Kreisverkehr schneller geht – da ist Hamburg wirklich hübsch und sauber und absolut intakt gegen.