Tag 150: Benin City – St Gabriel Parish Abakaliki
Wir überqueren den Niger! Die Querung ist ganz unspektakulär, aber wir denken dabei an Mungo Park und das Buch „Wassermusik“ von T. C. Boyle.
Östlich des Nigers bekommen die Städte etwas mehr Kontur, die Landschaft wird hügeliger, der Blick trotz Smog etwas weiter.
Der Verkehr aber bleibt wüst. Bei manchen Fahrern fragt man sich, ob sie komplett verrückt sind oder lebensmüde. Und gerne wird auch mal entgegen der Fahrtrichtung gefahren.
Wir haben auf 325 km von Benin City nach Abakaliki sage und schreibe 45 Kontrollpunkte. Die meisten offiziell, nur wenige Wegelagerer. Bei den meisten werden wir durch gewunken, bei einigen wenigen nach Geld oder Geschenken gefragt. Nur ein oder zwei mal will jemand einfach plaudern. Das Ganze macht die Fahrt mühsam und langsam.
Wir finden heute auf dem Weg einen Supermarkt mit Bäckerei und essen Pie. Tatsächlich eine Mittagspause.
Und wir finden eine Tankstelle mit Diesel und füllen nochmal nach – wir brauchen für die nächsten Tage einen vollen Tank. Es ist so teuer wie gestern, billiger soll es erst wieder in der kommenden Woche werden, wenn der Streik beendet ist.
In Abakaliki kommen wir auf dem Gelände der St. Gabriel Parish Church unter. Unter anderem wird hier ein Waisenhaus betrieben für Babys, die ausgesetzt wurden.
Nach der Ankunft müssen wir eine Weile auf Father Mike warten, der unterwegs ist. Um uns rum ein Dutzend Kinder, neugierig und scheu zugleich. Sie warten geduldig mit uns uns beobachten genau, was wir tun.
Wir parken später um auf den Compound des Waisenhauses und der Schwestern – die Kinderbande wandert mit und wächst an. Als sie mit Erlaubnis auf den Compound dürfen, stellen sie sich brav in einer Doppelreihe auf, bleiben auf Distanz und beobachten, wie wir uns mit Father Mike und den Schwestern unterhalten, lachen, Scherze machen.
Leider wissen wir schon jetzt nicht mehr, was Father Mike uns beigebracht hat, aber es hat wunderbar funktioniert: Wir geben einen Satz vor und die Kids antworten im Chor.
Ein interessantes Phänomen ist, dass wir Europäer (denn wir sind nicht die einzigen) auf der Reise durch Westafrika ganz gerne Kirchenstandorte ansteuern. Wir wissen, dort ist es friedlich, ruhig, sicher und auch wenn „Kirche“ hier anders funktioniert, gibt es Vertrautes.
Morgen soll es nochmal in den Regenwald gehen. Unser einziger touristischer Abstecher in Nigeria wird uns zur Afi Mountain Drill Ranch führen, wo wir uns Begegnungen mit Affen erhoffen.