Tag 91: Freetown – Nova Africa südlich von Freetown

 

Die Stafford Lodge ist runtergekommen wie so viele Dinge in Sierra Leone und auch bereits in Guinea. Das sei Anlass für den Hinweis, dass wir uns in Ländern bewegen, die nicht nur von Corona sondern zwischen 2013 und 2016 auch von Ebola gebeutelt wurden. Bürgerkriege oder andere Krisen taten und tun ihr übriges. Heute reisen wir in Militärdiktaturen. Wirtschaftliche Investitionen durch andere Länder und Tourismus haben sich davon nicht erholt. Staatsbedienstete werden schlecht oder phasenweise garnicht bezahlt, was dazu führt, dass Nebenverdienste lebenswichtig werden (Korruption).

Strom für elektrischen Geräte, Supermärkte, Klimaanlagen, Wasserpumpen usw. wird in erster Linie durch Generatoren erzeugt. Wasser ist für einen großen Teil der Bevölkerung das, was sie aus dem Fluss holen können bzw. aus tiefen Löchern. Trinkwasser ist hier in Flaschen verfügbar, kostet aber. In Guinea wurden en masse kleine Plastikbeutel mit Trinkwasser abgegeben – das Plastik fliegt dann überall rum, aber die Leute trinken wenigstens sauberes Wasser. Alltag und Infrastruktur hat überhaupt nichts mehr mit europäischen Vorstellungen zu tun.

Ein kleines Zimmer ohne Tür zur Nasszelle, mit dem Generator vor dem Fenster, und Fenstern die keinerlei Mückenschutz bieten weil die Rahmen löchrig sind, kostet dann aber trotzdem 65$ die Nacht.

Viele Supermarktprodukte sind für den Normalbürger nicht zu bezahlen. 

Wir haben trotzdem geschlafen und freuen uns über schlechten Kaffee, fettiges Rührei und leckere Pfannkuchen mit Sirup zum Frühstück. Und über die vor sich hin rinnende warme (!) Dusche.

Unser Auto springt an. Das Batterieproblem – so mutmaßen wir inzwischen – kann schlicht durch die Kühlbox verursacht worden sein, wenn wir sie bspw. nicht ordentlich geschlossen hatten.

Wir bzw. Becky bekommen einen Ölwechsel. Wir verwenden den ersten Satz der Originalteile, die wir mithaben und kaufen gleich 15 l Öl, weil es hier das richtige und „gute“ aus England gibt. Was uns wiederum der Western Union in die Arme treibt.

Alles gut heute und darum geht es auch noch zum Tacugama Chimpanzee Sanctuary. Wir schließen uns kurzerhand einer kurz vorher begonnen Führung an. 

Hier werden Tiere aufgenommen, die entweder aus Privathaushalten kommen oder deren Elternteile getötet wurden, um sie zu essen oder als Trophäe zu exportieren. Sie werden in drei Stufen in Gruppen eingegliedert und ausgewildert, was aber nicht meint, dass sie wieder in die Freiheit entlassen werden – das ist wohl äußerst selten. Aber sie leben hier in Freigehegen die quasi immer natürlicher und größer werden.

Ein ausgewachsener Schimpanse ist stehend so groß wie ein erwachsener Mensch. Das ist schon beeindruckend! Wir bekommen gesagt, dass ein Schimpansenmännchen die Power von 5 Männern hat. Der Ausflug lohnt absolut.

Hier zu übernachten wäre gestern sicher sehr schön gewesen, wir entschließen uns aber für heute nach Nova Africa zurück zu kehren und nochmal das Meer und die Ruhe zu genießen.