Tag 141: Abomey

 

In der Tourist-Information erwartet uns ein ganz gut und verständlich englisch sprechender Mann; sein Kollege, mit dem wir gestern sprachen, hat ihn informiert. Er erläutert uns die Tour-Alternativen und Preise und wir entscheiden uns, erst einmal nur die Paläste anzuschauen.

6.000 CFA pP für eine zweistündige Tour inkl. Eintritt, 1.000 pro Stunde für das Mietmoped. Da wir letztendlich fast drei Stunden unterwegs sind, läuft das Ganze auf 20.000 CFA (gut 30 Euro) hinaus – im Vergleich zu unserem Butterfly Walk gut angelegt.

Wir bekommen eine ausführliche Erläuterung über das etwa 300 Jahre währende Reich der Dahome von 1615 bis Ende des 19. Jahrhunderts. 12 Regenten, davon eine Frau. Die überlieferte Geschichte ist eine mündliche.

Intrigen, Putsche, smarte Machtübernahmen durch Geschenke an das Volk (kostenloses Wasser bspw.), ausgesetzte Kinder, Kinder von verwandelten Leoparden, Brudermorde – alles dabei.

Jede Regentschaft hatte ihr eigenes Symbol, welches immer eine Geschichte erzählt. Eine der kuriosesten ist die des angezogenen Büffels. Dem neuen König wurde Kleidung untergejubelt, die mit einem Gift versetzt war, das die Haut so reizt, dass man sich blutig kratzt und stirbt. Der König hat dem widerstanden. Stark wie ein Büffel trotzt er dem vergifteten Kleidungsstück.

Jeder König baut einen neuen Palast, im alten bleibt der „Staat“ des alten Königs wohnen und muss mit versorgt werden.

Die Paläste sind alle ähnlich aufgebaut: Ein Eingangstor zu einem kleinen ersten Hof. Ein Durchgang zu einem zweiten Hof mit den Besuchsräumen. Dahinter, im dritten und größten Hof, die Gemächer der Königsfamilie. Wenn der König starb, wurde er ausserhalb beerdigt – selbst heute weiß man nicht genau, was sich im Untergrund der Grabanlagen befindet. Sie sind nach wie vor heilige Orte und Zugang haben nur wenige aus der Blutlinie. Ausgrabungen sind nicht zugelassen.

Im alten Königspalast wurden dann einige Rundhütten erbaut, in denen der Geist des Königs Einkehr halten konnte und seine Familie ihm Opfer darbot.

Vor einem Palast steht immer ein – im französischen so genannter  – „Fromage“-Baum. Er bildet eine Frucht aus, an deren Kernen ein weißliches Fruchtfleisch ist, das man essen kann. Schmeckt irgendwie zwischen nussig und fruchtig und hat die Konsistenz von Käse. Aber Obacht: Das die Kerne umgebende pinke Fruchtfleisch ist giftig.

Finanziert wurde das Ganze nicht nur durch Steuern sondern auch durch den Sklavenhandel. In allen eroberten Gebieten wurde knallhart selektiert: Wer mit seinen Fähigkeiten Nutzen bringen konnte, wurde freigelassen, wer nicht, wurde als Sklave verkauft. 

Hier schließt sich der Kreis, denn in Cape Coast bekamen wir erzählt, dass sich die Kolonialmächte eigentlich nur der Strukturen der Einheimischen bedienten um den Sklavenhandel auszubauen. Einer der letzten Könige der Dahme kam dann auch in finanzielle Bredouille, als die Briten beschlossen, dem Sklavenhandel ein Ende zu setzen. In der ganzen Gemengelage muss noch erwähnt werden, dass Sklaven aus Westafrika auch nach Brasilien verkauft wurden.

Mehr haben wir uns nicht merken können :-)

Wir laden Bocco, unseren Guide, noch auf ein Kaltgetränk ein und es entwickelt sich mit einem anderen Ortsansässigen eine lebhafte Diskussion über Politik. Bocco hat seine Wurzeln gleichermaßen in Togo wie Benin, hat in Togo studiert und die politischen Machtverhältnisse als äußerst restriktiv erlebt; zwei seiner Freunde sind umgekommen. Er findet die Verhältnisse in Benin sehr viel besser. Der an der Uni arbeitende andere Gast sieht das wohl eher nicht so und zieht sich aus dem Gespräch zurück. Und unsere französischen Gastgeber in Togo hatten das ebenfalls anders eingeordnet: Benin hat viel größere Probleme im Norden mit bspw. Boko Haram; die Regierung in Togo greift da härter durch.

In den Gesprächen, die wir führen, schwingt immer öfter eine ablehnende Haltung gegenüber der französischen Politik mit, mehr oder weniger deutlich. 

Ach ja: Wir haben spontan eine schöne handgewebte Hängematt erstanden, auch wenn wir nicht wisse, wo wir die unterbringen und wie wir sie festmachen …

Und übrigens: Die Holzskulpturen hier sind von verschiedenen ansäßigen Künstlern und stehen zum Verkauf. Wir überlegen, wie wir das Nilpferd nach Deutschland schaffen :-)

Btw: Wasser scheint hier ein Problem. Phasenweise gibt es gar keines. Was erstaunlicherweise aber nicht damit zusammenhängt, dass es auch phasenweise keinen Strom gibt.