Tag 108: Kigali – Nyangwe Nziza Lodge

 

Cath und Ian werden heute nach Tansania weiter reisen um auf dem schnellsten Weg nach Mombasa zu kommen. Dort soll das Auto untergestellt werden bis zu einer Verschiffung nach Oman Anfang nächsten Jahres. Hoffentlich hat sich die politische Lage im Nahen Osten bis dahin etwas beruhigt.

Wir hingegen haben beschlossen etwas mehr von Ruanda zu erkunden als ursprünglich geplant und fahren heute über Nyanza (ehemalige Königsstadt) und Butare (Huye/ehemalige Haupstadt) zum Nyungwe National Park. 

Bevor es aber nach Südwesten geht, holen wir noch unsere Wäsche ab und erkunden das eher magere Supermarktsortiment. Der Verkehr stockt, die Abgaswerte der alten LKW sind hoch, die Mopeds wuseln um einen herum und irgendwie sind auch die Ruander nicht die besten Autofahrer :-)

Die Landschaft, durch wir heute fahren, ist wunderschön. Hügelig bis bergig, sehr grün, viel Landwirtschaft, erinnert es uns manchmal ein klein wenig an die Toskana bzw. an Taiwan. Allerdings ist die Besiedlung extrem dicht und wir lesen nach, dass die Bevölkerungsdichte Ruandas mehr als doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Und nein, wir glauben nicht an eine Zukunft für europäische Refugees in diesem Land – die Ruander haben mit sich selber genug zu tun.

Auf dem Weg liegt das Murambi Genocide Memorial und nach etwas nachlesen entscheiden wir uns, auch dieses noch zu besuchen. Peter begleitet uns als Guide über das Gelände, was sehr hilfreich ist. Es wurden hier binnen kürzester Zeit 25.000 Tutsi getötet. Auch hier mit allen „Werkzeugen“, die zur Verfügung standen, bevorzugt Macheten. Man sieht an exhumierten Körpern, die quasi wie mumifiziert sind, Qual, Angst, Schmerzen. Und wieder fragen wir uns, wie es zu einem solchen Blutrausch kommen kann. Vor allem, weil die Menschen sich teilweise über viele Jahre kannten. Es wird auch nochmal klar, welch üble Rolle die Europäer spielten – bringe andere Menschen gegeneinander auf und stärke damit deine eigene Macht. Und letztlich waren auch französische Militärs am Geschehen beteiligt, zumindest hier. 

Was uns sehr beschäftigt ist die Frage, wie ein Land mit einem solchen Trauma fertig werden kann. Wie Menschen in einem Dorf weiter miteinander leben können, wohl wissen, wer was wem angetan hat.

Btw: Die Hamburger Universität ist an der Konservierung der wenigen exhuminierbaren Leichen beteiligt. Die meisten Toten haben sich binnen eines Jahres annähernd komplett aufgelöst. Die Erfassung der toten ist auch 30 Jahre später bei weitem noch nicht abgeschlossen.

Schweren Gemüts erfreuen wir uns abends an profanen Dingen.

Wir stehen heute bei der Nyangwe Nziza Lodge und bekommen einen Zimmerschlüssel für die Bad-Nutzung. Wunderbar, eine heiße Dusche in einem sauberen Badezimmer. Ein leckeres Nudelgericht, ein Bier. So friedlich …

David, der „Caretaker“ des Ressorts, betätigt uns, dass es dieses Jahr weniger Gäste gibt. Das selbe ist uns in Uganda schon aufgefallen. Und wir fragen uns oft, wie alle die Ressorts eigentlich überleben sollen. Die weltpolitische Lage scheint sich deutlich negativ auf den Tourismus in „der Ferne“ auszuwirken. Drücken wir diesen Ländern die Daumen – der Tourismus wird so dringend gebraucht.