2017/09/22
Tag 55: Camping - Belgorod
Die Nacht bleibt bis auf einige am frühen Morgen vorbeiziehende angeheiterte Jugendliche und gelegentlich vorbeifahrende Autos recht ruhig. Der Übernachtungsplatz ist besser gegen Einblicke geschützt als ich gedacht habe. Zunächst mache ich mich am Morgen an den Austausch der Glühbirne des Abblendlichts. Glücklicherweise hatte ich mir noch eine Ersatzbirne vor der Abreise besorgt.
Am Nachmittag vorher hatte ich mir ein bisschen Vorrat gekauft und so nehme ich ein improvisiertes Frühstück zu mir, allerdings ohne mir heute heißes Wasser zuzubereiten.
Die Fahrt führt mich relativ bald wieder über eine Pontonbrücke über den Don, wo ich mal wieder viele Angler in kleinen Booten beobachten kann. Einer kommt gerade mit seinem Fang an Land. Angeln scheint auf dem Land Nationalsport zu sein, aber vielleicht auch lebenswichtig, denn ich habe in den Tagen zuvor auch schon viele Fischverkäufer am Straßenrand gesehen.
Ist zunächt die Landschaft noch manchmal durchzogen von Sandstreifen und Steppengras, scheint sie je weiter ich auf Belgorod zukomme, immer fruchtbarer zu werden. Auch das Wetter ändert sich zunehmend und ein recht heftiger und sehr kühler Wind kommt auf.
Insgesamt zieht sich die Fahrt dann doch ein wenig. Ich habe zwar "nur" etwas über 400 Kilometer zu fahren und bin früh gestartet, komme dann aber doch erst etwas nach 4 Uhr nachmittags in Severnyi an, einem Vorort von Belgorod, in dem die Eltern von Dimi wohnen, den ich schon seit ein paar Jahren kenne. Er studiert Deutsch und Englisch und wir haben uns über eine Internet-Plattform zum Sprachaustausch kennengelernt und halten seither Kontakt. Vor 1,5 Jahren war er als Student zum Austausch in Würzburg und hat dann zu Weihnachten auch uns in Hamburg besucht. Es ist sehr schön, ihn hier zu treffen und seine Eltern nehmen mich ausgesprochen freundlich bei sich auf.
Das Motorrad bekommt einen Tag Pause auf einem bewachten Parkplatz um die Ecke der Hochhaussiedlung.
Dimi und ich werden mit allerlei Leckereien von Mama verwöhnt und Dimi muss sein etwas eingerostetes Deutsch wieder ölen, was ihm aber gut und schnell gelingt. Glücklicherweise stelle auch ich fest, dass ich doch noch immer Deutsch beherrsche und Dimi noch das ein oder andere beibringen kann.
Am Abend fahren wir mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Belgorod und besuchen Dimis Lieblings-Café, in dem es neben einer sehr angenehmen Atmosphäre einen sehr guten Cappucino gibt.