2017/08/25
Tag 27: Krasnoyarsk - Kemerowo
Zum Frühstück gibt es für mich Joghurt und Toastrestbestände aus der Mongolei und Marmelade und Butter.
Das Wetter ist leider schlecht. Es regnet heftig. Mein Motorradfreund will sich schon mal um sein Motorrad kümmern - Kette schmieren, wie gut, dass ich das nicht muss - und bleibt ewig weg. So entschließe ich mich, aufzubrechen und da ich nicht genau weiß, wie ich wieder in die Wohnung käme, muss ich alles auf einmal mitschleppen.
Und es ist für mich auch gut, mich von den beiden zu trennen, da ich abends eher in ein Hotel will, um noch etwas zu arbeiten und, wenn ich ehrlich bin, ist ja auch die Kommunikation etwas beschwerlich. Ich glaube, ich muss Dimi nochmal bitten, das irgendwie für mich zu übersetzen, weil die beiden doch verwundert sind, dass ich mich allein losmache.
Und ja, heute bewähren sich die Lenkerstulpen! Es gießt die ersten ca. 150 km in Strömen. Die Fahrt durch Krasnoyarsk ist abenteuerlich, das Wasser steht zum Teil bis zu 10 cm hoch auf den Straßen. Ich fahre heute rund 500 km über Land, muss zwischendurch einmal tanken und Richtung Kemerowo wird das Wetter dann nachmittags besser und auch wieder wärmer.
Heute sehe ich wirklich viele russische Motorradfahrer. Ich treffe noch einen Südkoreaner mit einer BMW. Er parkt am Straßenrand und erzählt mir, dass er auf einen Radfahrer wartet, den er gerade überholt hat. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen russischen Rollstuhlfahrer handelt, der sein Rad mit den - verstümmelten - Armen vorantreibt. Er ist von St. Petersburg nach Wladiwostok unterwegs und hat schon über 5.000 km geschafft. Unglaublich! Er fährt auf den Hauptstraßen, die LKW donnern an ihm vorbei und nachts zeltet er. Der Mann hat Mumm und Ausdauer!
In Kemerowo muss ich etwas nach meinem Minihotel suchen. Ein junger Mann, Alexander, ist neugierig und versucht sein Englisch an mir und zeigt mir dann den Weg bzw. Eingang zum Hotel. Es ist ein Pilgerhotel und der Eingang liegt auf einem Kirchengelände. Es ist sauber, es gibt eine warme Dusche, ich kann mein Motorrad sicher parken (im Gelände, das nachts umzäunt und bewacht ist), bekomme Frühstück - alles für 25 Euro.
Beim Auspacken verliere ich meinen Motorradschlüssel und finde ihn nicht wieder. Auch wenn ich einen Ersatzschlüssel habe, ist das ärgerlich. Ein Segen findet der Hausmeister meinen Schlüssel und erwartet mich damit, als ich umgezogen wieder aus dem Fahrstuhl komme, um weiterzusuchen. Ich bin so glücklich, dass ich ihm 100 Rubel zustecken möchte, die er aber vehement ablehnt. Dafür lädt er mich zu einem kleinen Imbiss in sein Wachzimmer mit den Monitoren ein: Gurke, Tomate, ein Toastbrot mit Wurst, eine Knoblauchzehe (roh!). Es ist umwerfend, wie nett die Leute sind!
Ich arbeite noch etwas und mache mich dann auf die Suche nach etwas zu Essen. Mal wieder nicht ganz einfach, etwas zu finden, das meiste sind kleine Imbiß-Buden. Aber ich finde ein Lokal für einen Salat, Pizza und ein Bier. Biere gibt es reichlich zur Auswahl und ich entscheide mich für das Woodstock.
Parallel sichte und lade ich nochmal Bilder und allmählich komme ich auf einen annähernd aktuellen Stand. Und da Brigitte wunderbarer Weise meine Audios für mich tippt, kann ich das alles nach und nach einstellen. Ich weiß nicht, wer das liest und anschaut, aber es dient ja auch der eigenen Erinnerung.
Inzwischen wird hier Musik gemacht, es wird getanzt, die Mädels haben sich richtig schick gemacht … Ins Hotel komme ich erst wieder, nachdem ich meinen neuen Freund, den Hauswart, rausgeklingelt habe.
Tag 27: Kneipe