2017/09/19
Tag 52: Kaspisches Meer (Camping) - Astrahan
Ich hatte eine nette, ruhige Nacht am kaspischen Meer und wache vor dem Sonnenaufgang auf. Sehr hübsch und kitschig. Ich trinke nochmals einen Kaffee aus der Tüte (einer soll übrig bleiben für Brigitte - die freut sich). Ich habe es nicht eilig, ich habe nur 230 km vor mir.
Ich eiere auf dem Sandweg zum Ort zurück - der Sand macht mich echt fertig. Die Fahrt ist erstmal sehr langweilig, aber immer wieder muss ich auf die Schlaglöcher achten. Die Straße wird, je weiter ich Richtung russischer Grenze komme, immer schlechter. Ich beneide die LKW-Fahrer nicht, welche diese Straßen hier bewältigen müssen.
Während einer kleinen Pause zum Tanken buche ich auch schon mal ein Hotel vor, das am zentralen Platz in der Stadt liegt, etwas teuer, aber gut gelegen.
Die Grenze passiere ich recht zügig, eine Einfuhrerklärung für das Motorrad brauche ich nicht erneut, da reicht die kasachische Ausführung. Das Ganze ist aber landschaftlich ganz lustig. Die kasachische Seite liegt am einen Flußufer, auf der Brücke bekommt man eine Art Laufzettel für die russische Seite, den ich wieder abgeben muss, nachdem ich die russische Grenze passiert habe. Hinter der Brücke ist dann 10 km Straße und dann erst die eigentliche russische Grenze. Die Zollkontrolle ist lästig, glücklicherweise muss ich nicht immer ALLES aufmachen.
Back in USSR! Wieder eine Grenze geschafft.
Richtung Astrachan weist mir das Navi einen nördlichen Umweg von gut 50 km. Ich beschließe den direkten Weg nach Karte zu fahren. Schnell komme ich in einen Ort mit einer Flußquerung in Form einer Pontonbrücke, für die ich 50 Rubel bezahle. Ein kleines Abenteuer. Die Brücke besteht aus 10 m langen Metallteilen, die aneinander geflanscht sind, so dass die sich horizontal wie auch vertikal bewegen - fast unmöglich, die mit dem Motorrad zu befahren. Zur Mitte hin muss ich anhalten, kann die Maschine gerade noch halten, links 50 cm hohe Wellen, totales Geschaukel. Als der Wind einen Moment abflaut fahre ich wieder an und komme dann doch wohlbehalten auf der anderen Seite an. Sehr spannende Erfahrung. Leider hatte ich die Actioncam nicht auf dem Helm. Und übrigens: das Ganze bei echter Hitze von fast 40 Grad.
In Astrachan merke ich, dass meine russische SIM-Karte erst einmal wieder aufgeladen werden muss, so dass ich den gebuchten Preis nicht mehr verifiziere kann als ich am Hotel ankomme. Mit ein wenig Feilschen bekomme ich aber das Zimmer inkl. Frühstück für 2.000 Rubel. Ein nettes Zimmer in einem netten Hotel in brillanter Lage.
Gegenüber liegt direkt der Kreml mit einer sehr schönen Kathedrale. Bezaubernd ist, dass dort live rezitiert und gesungen wird. Ganz versteckt in einer Ecke entdecke ich drei Sängerinnen und eine Rezitatorin. In den Gesang stimmt dann noch ein junger Priester ein, während er die Kirche mit Weihrauch vernebelt. Wirklich ein wunderbares Erlebnis. Und auch die Kirche selbst ist sehr stimmig, in keiner Weise überladen, mit einigen Ikonen, vor denen Gläubige verharren. Im Innenhof des Kreml gehen viele Leute spazieren, alles in allem atmosphärisch sehr angenehm und architektonisch sehr schön.
Später gehe ich nochmal los, um mir etwas zum Essen zu suchen. Ein paar Straßen weiter vom Hotel quere ich einen Kanal und komme in eine Art Unterstadt mit etwas baufälligerer, aber schöner alter Bausubstanz. Der Ort insgesamt ist durchaus einen Besuch wert. Ich finde ein Restaurant, das mir ausgesprochen gut gefällt mit gutem Essen und einer Bedienung, die mal wieder Englisch spricht. Maxim, der Kellner, ist ein junger Student, der Englisch und Chinesisch studiert, letzteres allerdings noch nicht lange. Ich unterhalte mich noch etwas mit ihm und stelle wieder mal fest, dass die jüngere Generation einfach sehr aufgeschlossen ist. Das macht immer wieder viel Freude.
Tag 52: Kathedrale Live-Gesang