2017/08/05

Tag 07: Kurgan - Omsk - Tatarsk

 

Ich verliere heute nochmal eine Stunde Zeit und bin dann heute 4 Stunden vor der europäischen Sommerzeit. Das wohl erste Mal, dass ich auf dem Landweg Zeitzonen überschreite. (Und auch meine Hotelmanagerin und Protokollarin findet das verwirrend). Und ich komme in Sibirien an.

Nach dem entspannten Abend in Kurgan bin ich früh aufgestanden. Die nette Rezeptionistin hat sich über Nacht ein paar englische Worte zurecht gelegt und konnte mir das Frühstück erklären - Schmierkäsebrote und Eier.

Die heutigen rund 850 km schaffe ich ganz gut. - Ich fahre einen nördlichen Bogen um zwei Grenzübergänge nach und aus Kasachstan zu vermeiden.

Nach Kurgan beginnen weite Ebenen. Ich fahre durch eine zauberhafte Landschaft mit Weizenfeldern und Birkenwäldchen und Sonnenblumenfeldern. Das Wetter ist brillant und es gibt weniger Baustellen. Also tolles Fahren heute. Und ich mache endlich auch mal ein paar Fotos.

Zum Tanken habe ich eine neue Theorie: Volltanken geht ohne Problem, wenn man bar bezahlt. An einer Tanke heute gab es dann noch ein Selfie mit Sicherheitsmann. Aber leider - ich kann kein Russisch und die meisten Russen hier auch keine Fremdsprache.

Ich fahre an Omsk vorbei und versuche so weit wie möglich zu kommen. Buche kein Hotel vor und lasse es auf mich zukommen. Zum Teil gibt es Unterkünfte an der Straße, aber die sind oft nicht einladend. Das vorgemerkte Hotel in Tatarsk finde ich dann nicht. 

Zufälligerweise kommen aus einer Seitenstraße Motoradfahrer, denen ich hilfesuchend zuwinke. Mikael und Irina. Ein totales Glück, dass ich die beiden treffe. Irina kann ganz gut Englisch und freut sich, es anwenden zu können. Er gehört einem Motorrad-Club an und telefoniert seine Clubfreunde an, ob vielleicht noch Platz im Club ist. Da den Abend aber ein vom Motorrad-Club veranstaltetes Folk-Konzert mit zwei Gruppen und freiem Eintritt (das heißt auf dem Dorfplatz) stattfindet, ist im Club nichts frei. Wir fahren trotzdem erst einmal zum Clubhaus, und einer der Chefs dort, "Aviator", empfängt mich sehr nett. Ich bekomme etwas zu Essen vorgesetzt und einen Tee und Irina dolmetscht gut und fleißig.

Wir fahren dann erst einmal zu dem Platz, wo das Konzert stattfinden soll - große Show mit dem Ausländer! Und es gibt in der Nähe ein Hotel, großer Kasten, großes Zimmer, Frühstück wird allerdings erst ab 10 angeboten, das wird also ausfallen. Wie sich später herausstellt war auch die Kanadisch-Schwedische Reisegruppe schon in diesem Hotel untergekommen.

Ich bin natürlich zum Konzert eingeladen und treffe mich dort wieder mit den Mikael und Irina. Die zweite Gruppe spielt nordisch-irischen Folk, durchaus gut anzuhören. Es handelt sich um Amateurmusiker, die anscheinend nicht einmal bezahlt werden. Ich lerne die Musiker im Laufe des Abends noch persönlich kennen und bekomme von der zweiten Gruppe eine CD geschenkt. 

Wir gehen dann wieder zum Clubhaus. Es gibt ein großes BBQ. Der Aviator erzählt - während es das Fleisch auf dem Grill wendet -, dass er Künstler ist, Bildhauer, und er erzählt auch von seinem Vater, der wohl im Krieg in Deutschland war. 

Und ich bekomme noch ein T-Shirt mit "90 Jahre Tatarask-Distrikt" und ein paar Aufkleber der Motorrad-Clubs mit auf den Weg.

Natürlich muss ich mich sowohl ins Gästebuch des Motorrad-Clubs einschreiben, der schon Gäste aus allen Herren Ländern aufgenommen hat, als auch in das Gästebuch der Folkband "X Pipes". Zum Abschluß gibt es dann noch ein Gruppenfoto mit Musikern und allen Anwesenden.

Ein toller Abend, die Gastfreundschaft haut einen wirklich um. Mikail und Irina begleiten mich dann sogar noch zum Hotel, damit ich mich auch ja nicht verlaufe.