2017/09/08

Tag 41: Langar - Khorog

 

Man müsste sich für so eine Reise viel, viel mehr Zeit lassen. Es bleiben so viele Dinge nicht hinterfragt. Ich würde so gerne hier und da verweilen und mehr von den Menschen mitbekommen. Denn die Leute sind sehr freundlich, winken einem zu. 

Beim Frühstück habe ich mich mit einem Japaner unterhalten, der via Sammeltaxi unterwegs ist. Trampen ist hier nicht möglich, dazu fahren dann doch zu wenige Autos durch das Wakhan-Tal. Nach dem Frühstück plaudere ich noch mit Stephen, der die Mongolia Rally mitfährt. Er sammelt ein kleines Video-Statement von mir ein, welche Route ich gefahren bin und so. Und dann muss gemeinschaftlich ein französisches Kleinwägelchen über den kleinen Wasserlauf gebracht werden, der die Zufahrt zum Hotel quert. 

Ich tanke noch, aus Eimern oder Kanistern mittels Trichter wird das Benzin eingefüllt - hoffen wir, dass es taugt. Ich hätte es vielleicht auch ohne Tanken in den nächsten Ort geschafft, da ich ja auch noch meinen 3l-Ersatzkanister dabei habe. Den allerdings werde ich wenig später los, bei einem Fahrzeug, das am Straßenrand steht und keinen Sprit mehr hat. Ich vermute aber, dass es doch eher eine Masche ist, umsonst an Sprit zu kommen, da ich noch ein zweites Mal an dem Tag die gleiche Situation erlebe. Meine zweite gute Tat für Einheimische heute ist die Hilfe beim Reifen flicken mit Aufrauher und Kleber für den Flicken, sowie der Einsatz des Kompressors. 

Ich habe den Tipp bekommen, dass es in der Nähe heiße Quellen gibt. Auf dem Weg dorthin kommt man an einer alten Wehranlage vorbei, die sehr malerisch gelegen ist. An der Quelle soll ich 10 Som, wohl 60 Cent Eintritt zahlen (ich bin allmählich etwas durcheinander mit diesen ganzen Wechselkursen), habe aber nur einen großen Schein und darf für 6 Som Rest-Kleingeld passieren. Es gibt zwei Eingänge für Männlein und Weiblein und ich nehme natürlich, weil für mich nicht ersichtlich gekennzeichnet, genau den falschen und erschrecke ein paar Frauen. Das Bassin ist so etwa 3x4 m groß und das Wasser wirklich schön heiß. Länger als 10 Minuten soll und kann man auch nicht drin bleiben. Nach zwei Tagen ohne Hoteldusche hat das gut getan.

Dieser Teil des Tales ist dichter besiedelt. Man fährt an Feldern vorbei, auf denen die Leute arbeiten. Es ist aber eher karg hier, die Feldarbeit viel Handarbeit und alles recht ärmlich. Leider kann ich nicht kommunizieren, ich kann ja weder das hier gesprochene Farsi noch das verbreitete Russisch. Beim Reifenflicken konnte ein junges Mädchen aber wohl etwas von meinem Englisch verstehen und übersetzen.

Die Kinder tragen hier mehrheitlich Schuluniform, die Mädchen haben dann gerne noch weiße Schleifen im Haar, was ein wenig nach Mickey Mouse aussieht. Aber immerhin wird etwas für die Bildung getan.

Es gibt auch offizielle Grenzübergänge nach Afghanistan. Aber ich brauche jetzt nicht auch noch einen afghanischen Stempel im Pass. 

Die Strecke ist nicht immer ganz einfach zu fahren, zum Teil auch wieder sandig. Der Sand ist aber etwas fester, komprimierter und man gräbt sich nicht gleich ein. Ich mache heute wirklich sehr viele Fotos. Die Landschaft ist so gigantisch und brachial. Und auch der Blick auf die afghanische Seite ist spannend.

In Khorog komme ich in der bekannten Pamir-Lodge unter. Ein Traveller-Treff. Unterwegs traf ich heute eine Gruppe von drei Russen, zwei davon Frauen. Und hier ist jetzt ein Trupp von Polen auf sechs fetten, neuen BMWs, die ziemlich Rabatz machen. Die Lodge ist nett, aber etwas spartanisch hinsichtlich der Sanitäranlagen.

Ich gehe abends nicht allzu weit, um Essen zu gehen. Ich bin zu erschöpft und auch nicht mehr wirklich aufnahmefähig genug, um mir den Ort genauer anzusehen. Also nur noch Abendessen und ein wenig einkaufen.

Morgen will ich Richtung Duschanbe weiterfahren, wobei ich von Kaleikhum die südliche Route über Kolub nehmen will (die nördliche Route soll sehr schlecht sein), werde es aber wohl nicht ganz dorthin schaffen. Vorher muss ich auch noch ein wenig am Moped tun - Stephen hatte mir morgens noch etwas längere Kabelbinder gegeben, die Reifen müssen nach meinem letzten Sturz noch mal anders befestigt werden. Leider habe ich auch den Eindruck, dass der Anlasser Probleme macht, aber vielleicht bekommt der Maschine auch die Höhe nicht so gut.