2017/09/09

Tag 42: Khorog - Kolub

 

Die 6. Woche!

Das Frühaufstehen hat den Vorteil, dass ich eine der zwei Toiletten, die es für rund 30 Leute gibt, noch vor dem großen Run nutzen kann …

In Khorog will ich noch Geld ziehen, was wegen der Unabhängigkeitsfeiertage aber nicht möglich ist, Banken sind geschlossen. Zufällig treffe ich auf den Antonio, den Spanier, den ich von Murghab her kenne. Er fragt in seinem Hotel nach und ich kann dort 50 Dollar wechseln.

Die heutige Strecke habe ich mir nicht so schlimm vorgestellt, aber es wurde dann einer der heftigsten Tage der Reise. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber es gibt unglaublich viele Schlaglöcher - man kann denen gar nicht völlig ausweichen und kommt teilweise gerade mit 20 kmh voran. Wobei das durch mein Stoßdämpferproblem sicher verstärkt wurde. Auch bei den LKW sieht man, dass die Strecke aufs Material geht, es werden doch oft welche entlang der Straße repariert. Ich brauche 6 Stunden für 160 km. Ich finde den Gedanken fast bizarr, dass über diese Straßen die gesamte Region Khorog mit allem versorgt wird.

Bei einem sehr üblen Schlagloch ist mein rechter Koffer dann leider rausgesprungen und ich kriege wegen des Lärms erstmal einen heftigen Schreck, weil ich erst denke, mein Reifen wäre geplatzt. Aber es ist "nur" der Koffer und der hat jetzt eine heftige Delle. Das Motorrad und die Ausrüstung leidet doch auf dieser Reise sehr. 

Die Landschaft entschädigt aber und die Blicke auf die afghanische Seite des Tals sind toll. Die Berge sind einfach gigantisch. Es gibt auch erkennbare Unterschiede - die Leute sind jenseits der Grenze noch deutlich traditioneller gekleidet, die Häuser weniger "modern". Und Straßenbau im Felsen ist quasi noch Handarbeit mit Presslufthammer und selbstverständlich ohne jegliche Sicherung.

Es gibt immer wieder Kontrollen, bei denen man registriert wird, Passnummer und Visa. So direkt an der Grenze zu Afghanistan wird doch sehr darauf geschaut, wer so unterwegs ist. Das setzt sich fort bis fast nach Kulob. In einem Häuschen hält einer der Polizisten unaufmerksam die MG so, dass sie auf mich zeigt. Ich bitte ihn, diese doch in eine andere Richtung zu drehen. Wer weiß, was hier so nachts abgeht. Die letzte Kontrolle habe ich bei einem Trupp junger Soldaten. Und die Patrouillen verscheuchen wohl, so habe ich es gelesen, auch Camper vom Flußufer an der Grenze.

Ich bin lange unterwegs, will aber unbedingt noch bis Kulob, damit ich morgen in Duschanbe mal einen freien Nachmittag habe, bevor ich dann nach Usbekistan einreise. Ich gebe Gas für die letzten 160 km Richtung Westen. Leider werden ich und ein folgender 4x4-Taxifahrer von einem Polizisten angehalten - ich denke aber, die Radarpistole ist fake. Der Taxifahrer kommt mit Aussteigen, Quatschen und Handschütteln (auch mit mir) davon und bezieht mich dabei irgendwie mit ein und so fahre ich mit Hinweis auf den Taxifahrer einfach auch weiter. 

Ich komme spät in Kulob an und bekomme ein großes Zimmer mit großem Bad in einem großen Hotelkasten. Abendessen gibt es im angeschlossenen Restaurant an einer Selbstbedienungs-Theke und ich lade mir für knapp 5 Euro ordentlich was auf. Ich habe auch ziemlich Durst, es war ein anstrengender heißer Tag.