2017/08/01
Tag 03: Luzda - Grenze zu Rußland - Stepankovo (kurz vor Moskau)
Ich hatte doch eine sehr unruhige Nacht in Erwartung dessen, was an der russischen Grenze stattfindet. Meine Gastgeber hatten berichtet, dass Leute auch schon abgewiesen worden seien.
Sehr leckeres Frühstück mit Omelette, Joghurt, Saft, was ich gut gebrauchen kann, weil ich abends nichts mehr zu Essen bekommen habe. Nachdem ich mich von dem Gastgeber verabschiedet habe, mache ich mich auf.
Erst muss ich zwei lettische Grenzposten überqueren, was unproblematisch ist, aber bei zwei Stationen denke ich natürlich, das zweite wäre schon die russische und hole mein Formular raus. Ist aber nicht so und ich werde weiter geschickt. Ich bekomme eine Grenzkarte, eine Art Laufzettel, und werde von den Offiziellen aber auch von anderen Leuten in Autos freundlich immer weiter nach vorne geschickt, auch so mogle ich mich zwischen anderen Autos durch und schneller als gedacht nach vorn. Noch mehr Zettel mit immer den gleichen Fragen nach Name etc. Dann stehe ich beim Zoll und weiß nicht, was zu tun ist. Meine Gastgeber meinten, es müsse noch ein weiteres Formular dort auszufüllen, das mir aber keiner gibt. Es dauert, es gibt ein Problem mit einer jungen russisch-stämmigen Familie aus Ingolstadt,. Es hat laut der Zollinformationen schon mal ein Auto eingeführt, aber nicht ausgeführt. Dann bekomme ich endlich das erwähnte Zollformular: ich fülle es so gut aus, wie ich kann, gehe wieder zum Zollbeamten, muss dann doch noch dieses und jenes ausfüllen und hier noch unterschreiben und dort. Und noch ein Versuch. "Mein" Zöllner geht zum Wolfgang über und winkt mich dann zwischendurch wieder an der Schlange vorbei zum Tresen bis das Formular endlich komplett und ok ist. Und dann kommt die Zollkontrolle. Es reicht, zwei der Koffer zu öffnen, aber leider stelle ich später fest, dass ich dabei wohl das Schloss der Sicherung verloren habe. Zurück zum Zoll-Kabäußchen, noch mehr Stempel und Eingaben in den Computer. Nach zweieinhalb Stunden habe ich alles zusammen - die Autofahrer benötigen wohl eher fünf bis sechs Stunden. Freie Fahrt nach Rußland!
Nach der Grenze gibt es nur Tankstellen und sonst nichts. Also mache ich einen Abstecher in den nächsten Ort, der schön an einem See legt (Sebesch). Dort kann ich nach zwei vergeblichen Versuchen dann glücklicherweise an einem anderen Automaten Geld ziehen und fahre weiter zum Mobilfunkladen, den ich beim Hineinfahren in den Ort gesehen habe, um dort eine SIM-Karte zu kaufen. Das Ladenmädel steht draußen und unterhält sich mit der Mädel vom Friseurladen nebenan und man sieht ihr an: oh je, jetzt kommt ein schwieriger Kunde. Aber sie kann ein wenig Englisch und ich weiß dank Dimi auch genau, was ich will und sie versteht mich! Kurz nach mir kommt dann ein Russe in den Laden, der in Deutschland lebt und gerade zu seiner Familie fährt - ein perfekter Dolmetscher. In der Aufregung scheine ich mich aber doch im Guthaben vertan zu haben (6.000 Rubel/90 €), was eigentlich viel zu viel ist. Übrigens: das Guthaben kann man nur in bar im Laden bezahlen. Es geht aber auch an den Bankautomaten recht einfach, das Geld auf die SIM-Karte zu überweisen. Das nächste Mal dann!
Dann auf der M9 Richtung Moskau. Anfangs eher verhalten, aber nachdem mich PKWs wie LKWs überholen, lege ich etwas Tempo zu und orientiere mich an der Geschwindigkeit der anderen.
Einschub: Tanken ist unproblematischer als gedacht. Voll Tanken ffunktioniert hier mit Kreditkarte. Das wird nicht überall so sein. Sehr sinnvoll ist ein Tipp, den ich von Klaus habe, dass man am Besten ein Büchlein hat, wo man die Zapfsäulennummer reinschreibt, dann die Oktanzahl, die man möchte (95) und ich habe dann immer noch das Wort "FULL" dazugeschrieben und entsprechende Handzeichen gemacht. Wurde meist verstanden.
Essen ist schon schwieriger, denn die russische Menükarte kann ich nicht lesen. Nachmittags holt eine Bedienung dann ein Wörterbuch mit den englischen Essensbegriffen raus. Wenn ich aber damit die Karte übersetzen soll, dann wird das eine langwierige Bestellung. Ich tippe auf irgendeinen Salat. Es wird ein Salat mit Thunfisch, ganz ok.
Leider ist dort, wo ich Pause mache, die Netzverbindung schlecht und ich kann das Hotel nicht vorbuchen. Also mache mich wieder zügig auf den Weg, denn zum Hotel wird es bis etwa 19 Uhr dauern. Später sollte man nicht ankommen, dann bekommt man nichts mehr zu Essen.
Das Eingangstor der Unterkunft (Eco Hotel Konovalovo) sieht von aussen total schrebbelig aus. Ich klingle, es macht keiner auf. Plötzlich kommen ein paar Leute aus einem Tor (einer nur in Unterhose!), die ich nach dem Hotel frage. Es wird jemand herbeigerufen, der mir das Tor öffnet. Die Anlage ist dann sehr hübsch. Die Rezeptionistin redet hemmungslos auf Russisch auf mich und Google-Translate ein, aber dank Letzterem kommen wir einigermaßen klar. Wir klären, dass ich noch etwas zu essen bekomme und dass ich mit Visa bezahlen kann und dann ruft sie einen Denis an, der auf deutsch nochmal alles bestätigt. Im Grunde sind die Leute doch sehr bemüht.