Tag 21: Anchorage - östlich von Homer
Heute habe ich lange geschlafen und den Tag gemächlich angefangen mit einem ausführlichen Frühstück, gründlicher Körperhygiene und so. Der Zeltplatz liegt zwar am Flughafen, aber mit den Ohrenstöpseln habe ich gut geschlafen.
Ich plaudere noch mit einem Belgier, Jonas, und komme gegen Mittag los. Hier soll heute ein Biker-Fest stattfinden und meine Planung zu einem zweitägigen Ausflug nach Homer und zurück paßt da ganz gut.
Ich verschätze mich immer noch mit den Meilen und die Strecke zieht sich. Ich komme an vielen hübschen Tälern und Seen vorbei, mache einige Fotos und komme irgendwann an die Westküste der Halbinsel. Es eröffnen sich ein paar sehr schöne Blicke auf gigantische Berge mit Schnee und Gletschern, da aber fast alles Privatgrund ist, kann man nicht so richtig gut fotografieren. Bei Whiskey Gorch kann man über eine kleine Schotterpiste an den Strand. Es gibt auch einige Leute, die dort übernachten, mir aber ist es zu windig und eigentlich auch noch zu früh. Ich fahre also nach Homer rein - mir fehlt einfach das Navi und ich brauche etwas, bis ich die touristische Stadtmitte finde, die an einem (vielleicht sogar künstlichen) kleinen Fjord liegt. Zwischendurch esse ich etwas, ganz lecker. Weiter geht es nach Osten an der Küste entlang, eine schön kurvige Strecke mit vielen tollen Ausblicken. Bringt richtig Spaß.
Die Straße endet an einer Schotterpiste, die nicht mehr als offizielle Straße zählt und steil hinunter an den Strand führt. Vor mir fährt ein riesiger Pickup, dessen Fahrer (Sergej) und ich Kontakt aufnehmen. Ich erfahre, dass ich dort unten wohl ein Plätzchen für eine Nacht finden kann. Ich orientiere mich ein wenig, fahre am Strand entlang bis zu einigen Häusern, in deren Nähe ich nicht zelten will, kurve so herum. Auch Sergej mit seinen Freunden ist noch da, sie bieten mir ein Bier an und es entspannt sich eine wirklich sehr lange interessante Unterhaltung. Die Jungs sind alle Fischer, meinen aber, dass es heute - dank Technik - nicht mehr so gefährlich ist, wie ich es gerade in dem Buch "Die Seefahrerin" von Catherine Poulaine gelesen habe, das ich von Astrid und Leo geschenkt bekommen habe. Interessant auch, dass es hier eine sehr große russische Community gibt, die bereits in der 4. Generation hier lebt, die Menschen sind seinerzeit vor dem Kommunismus geflohen. Die Jungs leben hier ein sehr eigenwilliges Leben und trotz sehr unterschiedlicher Ansichten - sie sind alle Trump-Anhänger - kann man sich wunderbar und offen mit ihnen austauschen. Das fällt mir oft auf hier in Norden Amerikas. Trotz unterschiedlicher Ansichten, man ist offen auch für andere Standpunkte.
Zu guter Letzt bekomme ich noch einen Tipp für einen schönen Zeltplatz etwas abseits vom Strand auf einer Anhöhe mit fantastischem Ausblick. Neben meinem Schlucht-Zeltplatz in Kasachstan mein bislang schönster Platz.