Tag 15: Fort McPherson - Parkplatz

 

[Es ist viel passiert, es ist schon der 1.8. und ich bin seit heute in Alaska. Hoffentlich bekomme ich nachträglich noch alles zusammen.]

Ich bekomme bei Juri und Murphey noch Frühstück bereitet und kann ganz in Ruhe meine Sachen packen, wirklich toll die Gastfreundschaft der beiden. Wir hatten alles, was nicht ganz fest am Mottorad ist, reingepackt - so richtig groß ist das Vertrauen in die Ehrlichkeit der vorwiegend indogenen Bevölkerung hier nicht. Das scheint sich auch in der Sägewerkstatt bemerkbar zu machen und dann fehlen Dinge und Maschinen stehen still. Die Motivation und Zuverlässigkeit der Native People ist laut den beiden nicht sehr hoch. Hohe staatliche Alimentation führt dazu, dass die Menschen eigentlich nicht arbeiten müssen. Wenn sie an einem Fortbildungskurs teilnehmen, werden sie dafür zusätzlich bezahlt. 

Ein Beispiel für den Wahnsinn: Für jeden gefällten Baumstamm werden 125 Dollar ausbezahlt. Holt man eine entsprechende Menge geschnittener Bretter aus dem Süden, sind diese inkl. Transport sehr viel billiger. So kann in der Sägewerkstatt gar keine marktgerechte Produktion stattfinden. Und so sind Leute wie Juri - ebenso wie vor ein paar Tagen der Friedensrichter, den ich traf - alle ziemlich desillusioniert und es gibt eigentlich keine Idee, wie man es besser machen könnte.

Bevor ich mich auf den Weg mache, schaue ich mir die Arbeitsstelle der beiden noch an und mache noch eine kleine Fotosession mit ihnen und den Kursteilnehmern.

Eigentlich will ich den Tag bis nach Dawson City fahren. Ich halte Ausschau nach Grizzly-Bären, aber die machen sich zumindest vor mir rar. Am Arctic Circle treffe ich wieder auf den kanadischen Motorradfahrer vom Vortag im Gespräch mit zwei Niederländern. Den Kanadier hatte ich schon in Tuk und Inuvik gesehen. Ich fahre weiter bis Eagle Plains, wo ich tanke und was Essen will. Und recht schnell ist die Tischrunde mit Ian, Marja und Remco komplett.

Ich fahre als erster wieder los. Nach kaum 10 km komme ich im Schotter ins Schleudern und von der Straße ab. Eine kleine Unachtsamkeit. Ich schaffe es nicht mehr, das Moped mithilfe von mehr Gas zu stabilisieren. In Null komma Nichts fliege ich mit dem Kopf voraus auf die Straße, sehe nur noch den Gravel auf mich zukommen, das Motorrad rutscht rechts in den Graben und verfängt sich in Baum- und Buschwerk. Ich bin schnell hoch gekommen und runter in den Graben, Zündung abstellen und Schlüssel ziehen. 

Ich fange an Aufzuräumen und es kommen gleich die ersten Leute, um mir zu helfen - auch meine Tischrunde ist dabei. Irgendein Pickupfahrer hat ein Seil, das wir am Seitenständer festmachen, mit dem Auto das Moped wenig aus dem Gebüsch ziehen, aufstellen und dann weiter auf die Straße ziehen. Erfreulicherweise springt die Maschine ohne Mucken sofort wieder an und der Rahmen und das Fahrwerk scheinen nach einer ersten Inspektion auch ok.

Visier zerkratzt, der Schnabel abgeknickt und aus der Halterung, ein Blinkerkabel zerrissen, Dellen an Tank, Koffern und Lampensicherung, ein komplett zerlegtes Topcase, ein geplatzter Wassersack sind die Bilanz des Dramas. Und ein blauer Fleck. Nur einer! Später stelle ich dann fest, dass meine Ohrenstöpsel auch irgendwo an diesem Tag auf der Strecke geblieben sind.

Schnabel, Scheinwerfer und Scheibe müssen erstmal gefixt werden, damit ich überhaupt weiter fahren kann. Sehr gut, dass das Wohnmobil der Niederländer mir und Ian Schatten spendet beim Werkeln. Zum Weiterfahren nehmen die Holländer einen Teil meines Gepäcks in ihrem Wohnmobil mit. Leider hält der eine Seitenkoffer nicht und fällt wieder ab und so landen auch die Koffer im Wohnmobil.

Da der Campground, von dem aus Marjo und Remco am nächsten Tag eine Wanderung machen wollen, voll ist, suchen wir uns in der Nähe einen Parkplatz und beschließen, dort zu übernachten.