Tag 13: Engineer Creek Campground - Tuktoyaktuk / Arctic Ocean

 

Morgens beobachte ich, wie ein Mann eine Blüte fotografiert. Er erzählt mir, dass er und seine Frau am Vortag einen Grizzly gesehen und fotografiert haben - tolle Bilder.

Ich hoffe, ich komme heute bis Inuvik. Ich mache unterwegs einige Bilder und merke dabei dann, dass die Actioncam aus der Halterung gebrochen ist. Ich bin erst etwa 20 km gefahren und so drehe ich um und finde ich sie auch tatsächlich am Ende einer Brücke. Die Brücken sind hier oft mit Metallplatten belegt was entsprechend holpert. Nun denn, erst einmal keine Aufnahmen mehr mit der Actioncam, da ich sie nirgends mehr festmachen kann. Schade. Vielleicht kann Brigitte sie später dann auf dem Sozius noch benutzen.

Die Fahrt über den Schotter ist easy, die Landschaft einfach toll. Ich mache gut Strecke. Kurz vor Eagle Plains springt die Tankanzeige auf Reserve, weil ich doch ordentlich Gas gegeben habe. Aber zur Not hätte ich ja noch drei Liter im Kanister. In Eagle Plains tanke ich also und entscheide mich, dort zu Essen. Gute Entscheidung. Suppe mit Toast und danach ein Hauptgang verwirren zwar die Bedienung, aber ich kann es brauchen.

Ruckzuck bin ich auch wieder im Gespräch mit zwei Männern, Juri und Murphy, die kurz nach mir kommen. Der eine ist Deutscher und lebt seit rund 18 Jahren in Kanada. Sie laden mich ein, auf dem Rückweg in Fort McPherson Station zu machen, wo beide bei einem Projekt arbeiten. 

Auf der Weiterfahrt muss ich zweimal mit einer Fähre übersetzen, einmal bei Fort McPherson über den Peel River, einmal bei Tsiigehtchic (was für ein unaussprechlicher Name!) über den Mackenzie River. Ich treffe auf der zweiten Fähre u. a. auf einen Friedensrichter aus Inuvik, der viel über die sozialen Zustände der First Nations, der Eingeborenen, erzählt. Sehr interessant. Es gibt Alkohol- und Drogenprobleme, aber die Menschen sind nicht zu verpflanzen, wenn sie hier aufgewachsen sind. Das führt u.a. zu geringem Bildungsstand und hoher Arbeitslosigkeit (85%) - Lebensumstände, die auch durch im Giesskannenprinzip ausgeschütteten staatlichen Fördergelder nicht besser werden. 

Weiter geht es in einer Staubwolke langweilig und geradeaus Richtung Inuvik. Beim nächsten Tankstop dort treffe ich auf zwei Amerikaner, Vater und Sohn, mit zwei Maschinen. Es fängt an zu regnen und wir überlegen gemeinsam, ob wir noch weiter fahren. Der Tankwart schlägt vor, jetzt zu fahren und in Tuk ggf. das schlechte Wetter abzuwarten. Ich fahre voraus und bin ganz froh zu wissen, dass noch jemand hinter mir kommt. Die ersten 24 km sind noch gut zu fahren, aber dann wird es rutschig, mit Schlaglöchern und auch grobem tiefem Schotter. 10 km, mit denen ich zu kämpfen habe. Zwischendurch befürchte ich, dass ich so die 150 km nach Tuk gar nicht schaffe. Geht dann aber, der Weg wird besser, aber es regnet immer wieder.

Am Ende der Straße steht ein Schild "Arctic Ocean" und irgendwie treffen sich hier Menschen aus aller Welt. Samstag um Mitternacht komme ich an und es ist noch hell. Um 1 Uhr irgendwann geht die Sonne unter, um 3:00 soll sie wieder aufgehen, aber die Uhrzeit ist egal, die einen kommen, die anderen fahren. Den Sonnenuntergang schau ich mir noch an, aber nach rund 700 km Fahrt werde ich nicht bis zum Sonnenaufgang durchhalten. Ich werde in dieser Nacht wie ein Stein schlafen und auch erst morgens um 10 aufwachen.