Senegal und vor allem Gambia sind bei uns ein wenig „durchgerauscht“. Toll sind die Farben. Es ist grün! Es gibt Wasser, braunes und grünes! Es gibt bunte Vögel ebenso wie bunt bis farbenprächtig gekleidete Menschen. Anzüge und Kleider sind teilweise aus völlig absurdem Plastikmaterial mit ausgesprochen phantasievollen Mustern. Oder tragen Aufdrucke wie „Edeka - Wir lieben Lebensmittel.“ Sämtliche alten Schuhe Europas werden am Straßenrand wieder verkauft, einzeln und als Paare. Der Norden bzw. die Küste sind moderner, der Süden und Osten Senegals wieder deutlich konservativ muslimisch geprägt. Und im Süden Senegals gibt es kaum noch Gemüse ausser Zwiebeln. Huhn allerdings ist ein tägliches Grundnahrungsmittel.
Mauretanien und seine Wüste hatte uns mehr gefordert als gedacht – Mensch und Maschine brauchten Erholung und Pflege. So bleiben wir einige Tage in der sogenannten Zebrabar südlich von St. Louis.
Dakar ist staubig, heiß, abgasgeschwängert, trubelig, laut. Wir haben gefühlt drei Tage im Stau verbracht, um im Industriehafen die Papiere für den Autoimport stempeln zu lassen, unsere Gasflasche aufzufüllen, das Visum für Guinea zu bekommen und bei Toyota (erfolglos) ein Problem mit dem Blinker beheben zu lassen.
Aber: Wir waren in Dakar auch abends im Dunkeln unterwegs um irgendwo etwas zu essen und haben uns keinen Moment unwohl gefühlt. Im Gegenteil, auch in Dakar waren die Menschen zu uns sehr freundlich, wie bislang fast überall auf unserer Reise.
Wir hatten in Dakar allerdings auch die erste Begegnung mit einem korrupten Polizisten (und haben gezahlt) und später in Gambia mit Polizisten, die einen aus lauter Langeweile in wirklich lange Gespräche verwickeln – und man fährt einfach nicht ohne Zustimmung weiter und oftmals nicht, bevor man einen neuen Whatsapp-Kontakt hat.
Wir stellen im Senegal und insbesondere in Gambia fest, dass die touristische Infrastruktur abseits der Küsten eher rudimentär ist. Und die wenigen Orte, an denen man sich vorstellen könnte zu verweilen, werden gerne mal von Tagestouristen von der Küste „überfallen“ mit Leihwagen, Fahrern und Guides und sind dann komplett überfüllt. Somit queren wir Gambia in nur zwei Tagen.
Aber wir gönnen uns einige Tage im Süd-Osten Senegals und besuchen den Njokolo-Koba-Park. Eine vergleichsweise teure Angelegenheit, weil wir nicht ohne Guide unterwegs sein dürfen. Aber es lohnt sich. Es gibt nicht so spektakuläre und viele Tiere zu sehen wie bspw. in Namibia, aber die Fahrten über die ganz naturbelassenen Pisten sind grandios.
Die Zeit im Senegal war im Grunde bestimmt von der Befassung mit uns selbst. Uns hat die Frage beschäftigt, wie wir eigentlich weiter reisen möchten. Der Organisationsaufwand und die tägliche Beschäftigung mit Alltagsfragen (Diesel, Wasser, Lebensmittel, Bargeld, SIM-Karten, Auto-„Pflege“ und künftig auch vermehrt Visathemen) nimmt so viel Raum ein, dass wir bis zu diesem Punkt der Reise zu wenige Ruhepausen hatten.
Die Tage in Dakar waren der bisherige Tiefpunkt – das erste körperliche Unwohlsein einhergehend mit dem Gefühl der Überforderung und das an einem Ort, der einen eher nicht zur Ruhe kommen läßt.
Wir brauchen eine Strategieänderung!
Gestartet sind wir mit der Idee, uns viel, viel Zeit zu lassen. Nun werden wir versuchen, bis April nächsten Jahres nach Angola oder Namibia zu kommen.
Dafür gibt es logistische Gründe (das nigerianische Visum gibt es nun auch „en route“ und wir müssen dafür nicht nach Berlin), wie auch politische Gründe. Zwischendurch gab es Probleme für Touristen in Guinea (der Ex-Präsident war aus dem Knast ausgebüxt und die Grenzen geschlossen), Gabun ist für Touristen zur Zeit gar nicht passierbar, in Freetown (Sierra Leone) gab es kürzlich Unruhen. Wir vermuten, dass es nicht stabiler wird. Und so scheint es sinnvoll, die Zeit jetzt zu nutzen.
Wir werden also schneller reisen und in jedem Land ein, vielleicht zwei touristische Höhepunkte suchen, die Erholung bieten.
„Eile mit Weile“ könnte man es nennen.