Krass. Wir sind gestern (zum Ende unserer achten Reisewoche) im Senegal angekommen und haben die fünfzehn Tage in Mauretanien noch gar nicht richtig verdaut. Auf die Frage, wie es ist, in Mauretanien zu reisen, konnten wir heute morgen zusammenfassend nur konstatieren: Wunderbar und anstrengend zugleich.

Vor allem war es heiß und sandig und windig und staubig. Und faszinierend, in der Wüste unterwegs zu sein. In dieser erbarmungslosen Hitze mit bis zu 50 (!) Grad. Realisierend, wie unabdingbar wichtig Wasser ist. Wie fordernd für Mensch und Material das Reisen und natürlich auch das Leben der Menschen hier ist.

Endlose Weiten, Dünen, Ebenen, ab und an etwas niedriges Gestrüpp, strahlende Sternenhimmel und totale Stille in der Nacht (wenn nicht doch irgendwoher der viele Kilometer entfernte Muezzinruf um vier Uhr morgens tönt). Weiße Kamele, die wie Fabelwesen erscheinen. Und hier und da kleine Oasen mit plötzlichem Grün. Überwältigend.

Anfangs in Nouadhibou – die Stadt ist pures, aber funktionierendes Chaos – hatten wir einen Stellplatz bei einem britisch-holländischen Paar, die mit der Villa Maguela eine kleine Oase betreiben und zum gemeinsamen Essen und Verweilen quasi in ihr Wohnzimmer einladen. Dann hatten wir die ersten Nächte in der Wüste auf dem Weg nach Osten parallel zu den Gleisen des berühmten Iron-Ore-Train (kann man googeln). In Atar und Terjit gab es nochmals Campings, was meint, dass es eine Mauer um das Gelände gibt, etwas Schatten, Wasser und einfachste Sanitäreinrichtungen. Und auf Wunsch die Zubereitung eines Dinners: Huhn oder Kamel mit Zwiebelgemüse und Brot oder Fritten. Danach sechs Nächte Wildcamps.

Wir sind unterwegs in einem der am dünnsten besiedelten Länder der Welt. Überall wo wir auf Menschen treffen, wird uns signalisieren, dass sie es gut finden, dass wir in Ihrem Land unterwegs sind. Die Kommunikation ist rudimentär, aber Gesten und Offenheit funktionieren immer. Und auch das Nächtigen in der Wüste ist ok, so lange man diskret ist, Abstand hält und nichts hinterläßt.

Und angesichts der klimatischen Lebensbedingungen kommt uns, wie schon eimal im marokkanischen Rief-Gebirge, der Gedanke, dass Verhüllungsstrategien ursprünglich mehr mit Sand und Staub und Wind zu tun hatten als mit Religion. Allerdings ist Mauretanien streng muslimisch und Wolle in der Kommunikation mit Männern (und die dominieren die Kommunikation) der Hauptansprechpartner. Es gibt aber auch nette Ausnahmen, insbesondere bei den allgegenwärtigen Streckenkontrollen. Wir haben fast 40 Laufzettelkopien verbraucht und zum Schluss nur noch die Ausweise vorzeigen können – was, je näher wir der senegalesischen Grenze kamen, auch nicht mehr weiter interessiert hat.

Die Suche nach Lebensmitteln, Diesel und Wasser bestimmt unsere Ortsdurchfahrten. Das Fahren im Tiefsand treibt den Verbrauch des Autos auf phasenweise über 20 Liter. Die Hitze treibt den Trinkwasserverbrauch von uns ebenfalls enorm in die Höhe. Und am Ende sind fast alle für Notfälle vorgehaltenen Dosenlebensmittel weg.

Wunderbar, dass wir diese Tage gemeinsam mit einem britischen Paar verbringen konnten – es hat uns allen etwas mehr Sicherheit gegeben. Ian hat sich als super Nachtplatz-Scout erwiesen und war abends für das Feuer zuständig, Cathrine war für Brigitte eine gute Koch- und Orga-Partnerin, Wolle hat als Navigator wertvolle Dienste (und Überzeugungsarbeit) leisten müssen. Und die schwierigen Passagen im Tiefsand musste er ebenfalls meistern. Wir haben viel – auch von einander – gelernt.

Ebenso wunderbar war, dass wir die ersten Tage Abdul bei uns hatten, einen in Libyen geborenen Briten, und dass wir immer wieder auf drei Radfahrer*innen getroffen sind – das hatte manchmal etwas fast familiäres.

Nun werden wir uns ausruhen und versuchen, unser Online-Tagebuch zu füllen und überhaupt einmal irgendwann Bilder von der Kamera zu laden. Und wir müssen unsere Planungen für Senegal und Gambia machen, denn das alles ist ob der Intensität der letzten Tage und dem fast eine Woche andauernden Offline-Zustand völlig auf der Strecke geblieben.