Uns hat Guinea – entgegen manch anderem „Overlander“ – gut gefallen.

Die Menschen sind nett, auch wenn „Bescheissen“ fester Bestandteil täglichen Handelns ist. Selbst in einem super netten Lokal werden beim zählen des Geldes mal schnell 20.000 GNF unterschlagen, was sich durch nochmaliges Zählen noch korrigieren läßt. Aber auf dem Markt ist ein 20.000 so schnell gegen einen 10er ausgetauscht, dass jeder Hütchenspieler in der Hamburger City vor Neid erblassen würde. Dann über Wechselgeld zu diskutieren ist aussichtslos.

Wir lernen, dass es schlicht ums Überleben geht. Hinter jedem dieser Menschen steht eine große Familie, die entweder etwas zu essen hat oder eben nicht. Als wir mit einem Posten der nigerianischen Botschaft darüber sprechen, dass es in Deutschland viele Nigerianer gibt (was er besser weiß als wir) und wir darauf hinweisen, dass deren Leben als Asylbewerber nicht wirklich gut ist, bekommen wir als Antwort „Das Leben ist überall ein Kampf“. Das passt auch hier.

Wir sind in Guinea „Le Blanc“. Und die Cashmashine. Was wir im Vergleich zu den bescheidenen Lebensbedingungen der Menschen auch wirklich sind. Aber es wird nie richtig unangenehm und eine Österreicherin findet die Umschreibung, die gut paßt: Die Guineer sind eher sanftmütig.

Wir erfreuen uns in Guinea an der Landschaft. Hügelig bis leicht bergig, bewaldet, grün. Wunderbare Wasserfälle. Leider oft garnicht zu fotografieren. Wir genießen die Tage in den Bergen von Labe über Dalaba bis Mamou. Und auch die Nächte, die zur Abwechslung mal kühl sind.

Aber wir haben auch eine der verrücktesten Pisten unserer bisherigen Reise. Der Großteil der N1 ist ausgebaut und geteert (wenn auch schon wieder mit Schlaglöchern übersäht), etwa 50 km nicht. Tiefe Rinnen, Schwellen, Schlaglöcher. Das Suchen nach der möglichen Spur, Wechsel von rechts nach links im Zickzackkurs. Gegenverkehr, der das selbe tut, dabei hoch beladen ist und oben drauf meist noch Passagiere sitzen hat!!! Roter Staub, millimeterdick, überall. Wenn ein LKW entgegen kommt phasenweise Blindheit.

Und dann Conakry. Wir wollten es besser machen als in Dakar und haben uns ein vergleichsweise teures Hotel genommen. Akzeptables Zimmer, sauberes Bett, heiße Dusche, Pool, Restaurant. Wir haben sechs Nächte gebucht um in Ruhe unsere Visa-Angelegenheiten zu erledigen (Nigeria, Liberia, Ivory Coast) und noch ein wenig Zeit für uns, den Pool und die Stadt zu finden. Wir fahren am Sonntag in die Stadt und haben mit zwei belgischen Reisegefährten einen wunderbaren Abend.

In der Nacht zu Montag gehen 13 von 18 Raffinerietanks in Flammen auf. Es sterben, so weit wir wissen, 23 Menschen, um die 200 werden verletzt. Der Süden der Peninsula wird komplett abgeriegelt. Tankstellen sind landesweit zu, das öffentliche Leben ist deutlich eingeschränkt, die Leute sollen zu Hause bleiben, die Schulen in Conakry sind geschlossen. Die Läden in den Straßen bzw. die Verkaufsstände leeren sich nach und nach. Über der Stadt steht eine schwarze Rauchwolke, die Luft ist Smog pur.

Was tun?

Visum Liberia. Die Botschaft liegt im Norden und ist erreichbar. Wir zahlen mit Eilzuschlag statt 100 Dollar 150 pP – wir wollen die Pässe möglichst rasch wieder haben, wer weiß …

Dienstag mit dem Motorradtaxi in den Süden. Wir haben gehört, dass die Botschaft der Ivory Coast einen Notbetrieb hat und man zu Fuß durch die Absperrung kommt. Klappt beides. Auch hier mit ca. 30 Euro Eilzuschlag für die Mitnahme am selben Tag zusätzlich zu den 58 Euro pP, die wir schon online bezahlt hatten. Aber da wir nicht wissen, ob es morgen noch Benzin für die Motorradtaxis gibt …

Der Stadtteil Kaolum ist lahm gelegt, die Menschen zur Untätigkeit verdammt. Die Raffinerie brennt immer noch. Es ist bedrückend.

Mittwoch auf gleiche Art zur nigerianischen Botschaft. Und hier gelingt uns ein Coup: Der Eilzuschlag meint eigentlich, dass man keine Woche wartet sondern die Pässe am nächsten Tag abholen kann. Mit viel Gejammer gelingt es uns, am selben Tag fertig zu werden!

Das Motorradtaxi kostet am Mittwochmorgen fast das doppelte wie am Dienstag. Uns bleibt keine Wahl, es ist kaum noch jemand unterwegs.

Nachmittags die Wende, Tankstellen werden geöffnet (wenn auch nur temporär, wie sich später herausstellt) und die Straßen füllen sich. Die Regierung nimmt Druck raus.

Uns wurde mehrfach von Geschäftsleuten im Hotel und Einheimischen nahegelegt, die Stadt so schnell wie möglich zu verlassen. Das tun wir am Donnerstag zwei Tage früher als geplant und überqueren die Grenze nach Sierra Leone.

Angemerkt sei noch, dass es ein Spaß war, zu zweit ohne Helm hinten auf dem Motorrad mit zu fahren und mit bis zu 60 Sachen durch eine leere Stadt zu düsen. Irgendwie hat es uns an italienische Filme aus den 60ern erinnert.