Seit dem 28. September sind wir nun unterwegs und werden nach gut drei Wochen Europa verlassen und nach Marokko übersetzen.

Es geht uns gut. Und wir sind uns jeden Tag bewußt, was für ein Privileg es ist, so zu reisen. Einen groben Plan zu haben und jeden Tag entscheiden zu können, welchen Schritt wir gehen.
Uns begleitet das Paradoxon der Zeit – die Tage vergehen im Flug und gleichzeitig kommt es uns vor, als wären wir schon sehr lange unterwegs. Wobei wir tatsächlich nun in einen Zeitrahmen gelangen, den wir gemeinsam so noch nie hatten.

Die Tage in Deutschland und die ersten Tage in Frankreich waren noch von großer Unruhe bestimmt. Zum einen die Anspannung der vergangenen Monate,: Wir haben ja tatsächlich seit etwa März an den vielen technischen, logistischen und praktischen Fragen „gearbeitet“. Zum anderen das neue Auto und all die technischen Devices – beispielsweise sind wir die ersten Tage bei jedem Piepser zusammengezuckt, dabei waren es meist nur Warnungen vor gefährlichen Stelle (Frankreich) oder vor einem Blitzer (Spanien). In Wirklichkeit fährt sich unser Auto mit dem zweiten Update der notwendigen Fernreise-Software wirklich super – toi, toi, toi. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass es mit 12 Litern ordentlich Diesel frisst, was bei 3,5 Tonnen aber auch nicht wundert. Aber ab und an schleicht sich dann doch ein schlechtes Gewissen ein.

Was den normalen Alltag angeht, haben wir schon viel Routine und merken, dass wir durch die beiden Namibia-Reisen doch einiges an Erfahrungen mitgebracht haben. So „wohnt“ fast alles von Anbeginn an seinem richtigen Platz, Stellplatzsuche, Aufbau, Abbau, Kochen usw. klappt easy. Wir vermissen nicht wirklich etwas, wir mussten nur wenig reparieren und nachbessern und wirklich vergessen haben wir nur einen kleinen Schraubenzieher für die Brillen – und Brillen haben wir wirklich viele dabei . Die Stromversorgung funktioniert, ab und an mit Unterstützung von Landstrom und dann gibt es ja auch noch das Solarpanel.

Es gibt Momente, da sind wir schon im Urlaub und es gibt Momente, die stressen. Und in den stressigen Momenten merken wir dann, dass die Erholungssubstanz noch dünn ist.

Frankreich zu durchreisen war ausgesprochen angenehmen. Man merkt dass Frankreich, ebenso wie Spanien, deutlich dünner besiedelt ist als Deutschland, es gibt mehr unbewohnte und unbewirtschaftete Gegenden – zumindest dort, wo wir unterwegs waren. Im Gegensatz zu früher kamen wir mit Englisch gut klar, hatten wirklich nette kleine Campingplätze und die Infrastruktur an Landstraßen und Autobahnen ist „nice & clean“ – für Reisende nicht unwichtig.

Das Fahren in Spanien ist im Grunde auch extrem entspannt, insgesamt ist aber die Infrastruktur nicht auf Durchreisende eingestellt, und was den Müll in der Landschaft angeht fühlen wir uns an frühere Jahre in Italien erinnert. Wir werden überall freundlich empfangen und in Spanien gefallen uns besonders die Plätze in den Naherholungsgebieten oder Naturparks. Toll sind natürlich auch die Abstecher nach Cordoba und nach Granada, wo wir mit unbeschreiblichen Dusel und total zufällig nachts um 3:49 die beiden einzigen kurzfristig online buchbaren Tickets für den Besuch der Alhambra ergattert haben. Die Küste wird leider häßlicher, je weiter wir nach Süden kommen, aber das Baden im Mittelmeer bringt trotzdem einfach nur Spaß!

Nun sind wir gespannt und auch ein wenig aufgeregt, wie die Reise weitergeht.