Tag 04: Ankunft auf Island, Seyðisfjörður – Borgarfjörður
Die Nacht über habe ich kaum ein Auge zugemacht.
Schon früh hab ich mich bereit gemacht und meine Kabine geräumt. Mit Spannung erwarten viele an Deck wie ich den ersten Blick auf Island.
Die Einfahrt in den Fjord nach Seyðisfjörður ist schon ein tolles Erlebnis.
Irgendwann legen wir an und es geht ans Entladen. Runter auf die Fahrzeugdecks. Ich mache die Verzurrung meines Motorrad lose und befestige mein Gepäck. Als es dann endlich ans Entladen geht, versuche ich meine Maschine zu starten, aber es klappt nicht.
Als erstes versuchen mich einige andere Mopedfahrer auf der nun freien Fläche anzuschieben. Das klappt nicht. Der Metalluntergrund ist zu rutschig. Also wieder die Tasche vom Sitz, den Sitz ausbauen, den Tank lösen und anheben. Ein Motorradfahrer hat ein Starter-Pack dabei. Das schliessen wir an und die Maschine startet sofort. Nun geht es ans Zusammenbauen. Marek unterstützt mich tatkräftig. Wir stehen direkt an dem Gelenk zum Fahrzeugdeck über uns. Werden ein paar Meter nach hinten geschickt. Dann wird die Rampe herabgelassen. Wir sind immer noch in Hektik am Zusammenbau. Auf einmal ein Getöse über uns. Einen Moment denken wir, jetzt werden wir wohl demnächst zerquetscht, aber dann dämmert uns, dass das "nur" die Fahrzeuge über uns sind.
Schlußendlich können wir völlig durchschwitzt und mit hohem Adrenalinspiegel die Fähre mit eigener Kraft verlassen. Die Grenzprozedur dauert nicht allzu lange und wir (Marek, Melanie und ich) sammeln uns erst mal vor der Fähre. Dort hat gleich noch eine Schweizerin vermutlich das gleiche Problem wie ich. Wir schieben sie an und das klappt auch. Ich muss dann einige Runden im Ort mit meiner Maschine fahren, denn sie droht schon so langsam zu überhitzen. Immerhin handelt es sich um einen luftgekühlten Motor. Dabei treffe ich auch Oliver und seine Familie und den auf dem Luft- und Landweg angereisten Deutsch-Amerikaner Markus.
Irgendwann machen wir uns zu Dritt dann auf den eindrucksvollen Weg über den Berg nach Egilsstaðir, der nächsten größeren Stadt. Dort finden wir ein Diner, in dem wir beschliessen ein Mittagessen zu uns zu nehmen.
Glücklicherweise ist mittlerweile die Batterie meines Motorrads wieder so weit geladen, dass die Maschine nach dem Essen ohne zu Zögern anspringt. Das beruhigt mich ein wenig.
Wir wollen heute nach Borgarfjörður fahren, in dessen Nähe es eine Papageientaucher-Kolonie gibt, bei der man die Vögel aus nächster Nähe betrachten kann.
Auf der Fahrt in den Nordosten haben wir auch schon unsere erste Schotterpiste vor uns. Wie wunderbar. Tolle Landschaften eröffnen sich uns. Wir sind begeistert. Wir kommen recht früh am Nachmittag auf dem Campingplatz an und richten uns schon mal ein. Bald stößt auch Markus, der Deutschamerikaner mit seinem in den USA zugelassenen Motorrad zu uns und bald folgen auch Oliver und seine Familie mit seinem 4WD-Nissan.
Es ist schon eine lustige Gesellschaft, die sich hier zufällig zusammengefunden hat. Die Gespräche drehen sich nach meinem Geschmack zwar ein wenig zu viel um Reiseausrüstung, aber nach der Aufregung mit meinem Motorrad bin ich froh, mit meinen Unterstützern zusammen sein zu können.
Am Abend mache ich mich mit dem Motorrad als Erster in Richtung der Papageientaucherkolonie auf. Die anderen wollen zu Fuss gehen. Mir ist das nach der letzten schlaflosen Nacht zu viel bzw. würde mir zu spät werden.
Die Papageientaucher sind wunderbar. Die Kolonie kann gut auf abgesperrten Pfaden begangen werden und man ist wirklich sehr nah an den herrlichen Vögeln. Eindrucksvoll sind einige Details, die ich in einer Beobachtungsstation über die Papageientaucher lese. Sie können bis zu 60m tief tauchen, fliegen um die 88km schnell, kommen jedes Jahr zum Brüten an den gleichen Ort zurück und die Paare sind sich ein Leben lang treu.
Ich verbringe eine lange Zeit mit dem Betrachten der Vögel. Auf dem Rückweg treffe ich die anderen und schwärme ihnen von der Kolonie vor. Zurück auf dem Camping fängt es an zu regnen. Ich esse noch was und ziehe mich bald in mein Zelt zurück, um etwas auszuschlafen.