Tag 02: In Dänemark (Hirtshals) auf die Fähre

 

Geschlafen hab ich nicht besonders gut, bin also noch ziemlich zerknittert.

Mein Frühstück steht im Kühlschrank. Glücklicherweise setzt die Oma der dänischen Familie, die auch hier übernachtet hat, einen Kaffee auf und stellt auch den Ofen an, um die lapprigen Brötchen aufbacken zu können.

Ich fahre um 8 Uhr los, damit ich rechtzeitig an der Fähre bin. Man soll zwei Stunden vor Abfahrt da sein: Ich reihe mich sogar drei Stunden vorher in die Warteschlange ein. Ich stehe hinter einem Auto mit Mosbacher Kennzeichen, also angemeldet in der Nähe meiner Heimatstadt in Süddeutschland. Die Fahrerin, Birgit, hat gerade vor kurzem ein Sabbatjahr begonnen. Sie arbeitet als Lehrerin an der Berufsschule in Sinsheim und ist eine weitgereiste und erfahrene Person.

Es geht in der Warteschlange irgendwann immer mal etwas voran nachdem das Einchecken begonnen hat. Ein paar Mal lasse ich meine Maschine an, ein paar Mal schiebe ich sie auch nach vorne.

Als dann Birgit an die Reihe kam, wollte ich meine Maschine noch mal starten und schwupps, kein Saft mehr zum Starten da.

Mein Schreck und Ärger ist erst mal riesig. Da steh ich nun und komm nicht auf die Fähre? So ein Mist! Glücklicherweise überredet mich Birgit erst mal, die Maschine durch Check-in zu schieben. Sie sagt, sie hat ein Starterkabel dabei, damit können wir versuchen, die Maschine dann nach dem Check-in zu starten.

Also ich durch das Check-in durch. Man bekommt da einen elektronischen Kabinenschlüssel. Der Check-in ist aber ziemlich lässig was die Corona-Bedingungen angeht. Ich muss extra darauf hinweisen, dass ich noch einen PCR-Test benötige, da ich noch innerhalb der vierzehntägigen Frist nach der zweiten Impfung bin.

Dann schieben wir die Maschine neben Birgits Auto.

Damit man mit den Kabeln an die Batterie kommt, muss ich den Tank lösen und etwas in die Höhe heben. Leider ist das Starthilfekabel zu kurz und ich muss die Maschine noch mal vom Hauptständer nehmen und umstellen. Birgit macht mich darauf aufmerksam, dass einer der Gurte in den Reifen hineinhängt und schwupps fällt mir die Maschine im Stand um. Ich bin viel zu aufgeregt! Ein Wachmann hilft beim Aufheben der Maschine. Und die Starthilfe klappt glücklicherweise auf Anhieb. Also komme ich wenigstens mit eigener Kraft auf die Fähre. Aber beim Umfallen ist auch die Halterung des Topcase beschädigt worden, was aber kein allzugroßes Problem darstellt.

Ich fahre einige Runden auf dem Platz und begebe mich dann auf die Fahrspur, wo die PCR-Tests gemacht werden. Das ist relativ schnell passiert. Zum ersten Mal wird mir ein Abstrich im Rachen gemacht, auch nicht angenehm. Danach kann ich recht zügig auf die Fähre hoch fahren.

Dort mache ich inmitten der anderen Motorradfahrer mein Motorrad mit Gurten fest und frage in die Runde, ob jemand ein Starterkabel hätte, denn ich müsse wohl beim Verlassen der Fähre auch wieder Starthilfe bekommen. Glücklicherweise melden sich gleich einige Leute, die mir versprechen, bei der Ankunft behilflich zu sein.

Natürlich bin ich sehr besorgt, wie es weitergeht. Eine mögliche und wahrscheinliche Ursache liegt darin, dass ich die Maschine einfach ein paar Mal zu oft gestartet habe. Die Batterie sollte noch gut sein (gerade mal ein Jahr alt). Die Ursachenforschung und meine Alternativen in Island beschäftigen mich während der gesamten Fährfahrt doch sehr.

Auf dem Schiff suche ich erst mal meine Kabine im Couchette-Deck auf. Wegen Corona werden diese Kabinen, in denen sich 6 Betten befinden, nicht voll belegt, sondern nur mit gemeinsam Reisenden oder eben – wie bei mir der Fall – mit Alleinreisenden. Glücklicherweise muss man sagen. Ich möchte keine Fährfahrt auf einer vollbelegten Fähre erleben!

Den Nachmittag verbringe ich in Gesprächen auf Deck. Lange Zeit mit der vielgereisten Birgit, dann aber auch mit Oliver, der mir beim Parken der Motorräder seine Starthilfe zugesagt hatte.