Donnerstag, 05.09.2013
Heute soll das Ziel Dhërmi an der Küste sein. Wieder haben wir einen ziemlich heißen Tag.
Auf dem Weg machen wir einen Abstecher nach Berat, um dort die Burg (Kalaja) anzuschauen. In der Stadt fragen wir nach dem Weg, da die Ausschilderung wie so oft in Albanien doch sehr zu wünschen übrig lässt. Wir müssen eine steile Straße hinauf mit glatt abgeschliffenen Pflastersteinen, die doch einige Konzentration beim Befahren erfordern.
Die Burg selbst finden wir nicht so interessant, schöner sind eigentlich die Gassen in dem Burgviertel. Auf dem Weg zur Burg kommen wir an einem Gasthaus mit traditionellen Speisen im Angebot vorbei. Die aussen sitzenden Gäste haben appetitanregende Dinge auf den Tellern vor sich und wir beschliessen, daß wir auf dem Weg zurück hier eine Mittagspause einlegen.
Als wir von der Burg zurückkommen, nehmen wir draussen Platz vor dem Gasthaus. Ein aufgeregter und völlig ineffekitver agierender Gastwirt, schwitzend und mit einer ziemlichen Plautze, bedeutet uns, daß wir nichts zu essen bekommen können, da sich zwei Touristengruppen angesagt haben und sie damit schon genug zu tun haben. Wir bleiben aber hartnäckig und versuchen es noch bei einer jüngeren Frau, die ein klein wenig effektiver in Bedienung tätig ist, aber auch hier erfolglos. Mein Mitfahrer kommt mit einem albanischen Paar mit einem kleinen Jungen ins Gespräch, die in Italien leben und gerade zu Besuch hier sind. Sie reden eine Zeit lang über die Verhältnisse in Albanien und Italien. Abschließend sagt ihnen mein Mitfahrer noch, dass wir hier eigentlich was essen wollten und die Frau geht in das Gasthaus und legt dort ein gutes Wort für uns ein. Und wir bekommen eine leckere Pita und eine weitere Kleinigkeit und sind glücklich.
Zum Bezahlen gehen wir ins Lokal. Der chaotische Gastwirt kommt zu uns und wir versuchen uns über die Rechnung zu verständigen. Irgendwie gibt es aber ein Missverständnis und er wird plötzlich völlig cholerisch, schmeisst den Schein, den wir ihm gegeben haben auf den Boden und tobt im Lokal umher. Wir wissen nicht so recht, was eigentlich passiert ist. Glücklicherweise greift ein Deutsch und Italienisch sprechender albanischer Reiseleiter beruhigend ein und versucht die Situation zu klären. Keine 2 Minuten später drückt uns der Gastwirt schon an seine Brust und verabschiedet uns herzlich quasi als alte Freunde. Ziemlich verrückte Geschichte.
Satt legen wir uns bei den abgestellten Motorrädern eine Weile in den Schatten und dösen vor uns hin. Hier kommen wir noch mit einem Deutschen ins Gespräch, der sein Kleinkind auf dem Arm hat und erzählt, daß er und seine junge Familie bereits seit 3 Monaten in Albanien herumreisen. Sie haben sich eine Auszeit für die erste Zeit mit dem Kind genommen. Tja, warum nicht, denken wir. Doch schon bald ruft uns das Ziel "Strand" für den heutigen Tag und wir fahren weiter. Wir sind auch sehr gespannt auf den Llogara-Pass, den wir kurz vor der Küste überqueren werden.
Die Strecke von Berat nach Fier entspricht zum Teil den Warnungen für schlechte Straßen in Albanien, die wir bei unseren Reiseplanungen mitbekommen haben. Man muß schon immer höllisch auf Schlaglöcher aufpassen. Auch auf dieser Strecke kann man nur die Fahrer der Kleinbusse bewundern, die souverän die ganze Straßenbreite nutzend die Schlaglöchern zu vermeiden suchen.
Nach Fier erwischen wir bei Levan zunächst die falsche Richtung. Als wir das bemerken, fragt mein Mitfahrer bei einer Bar mitten in der sonst brachen Landschaft nach. Die Typen, welche dort rumhängen, sind aber ausnahmslos total besoffen. Wir schauen schnell, daß wir Land gewinnen, bevor die Situation unangenehm wird.
Der Llogara-Pass wird das Highlight des Tages. Die kurvige Fahrt auf den Pass bringt Fahrspaß genug und oben auf dem Pass ist der Ausblick phantastisch. Die Fahrt hinunter an die Küste ist ein Genuß. Die Ausblicke auf die Wolken verhangenen Berge sind herrlich und wir lassen uns viel Zeit diese Naturschönheiten zu betrachten.
Zunächst fahren wir unten an der Küste angekommen an Dhërmi vorbei. Wir fragen irgendwann eine auf der Straße zu Fuß entgegenkommende französische Touristin, wo man am besten am strandnah und ruhig übernachten kann. Es bleibt nur die Entscheidung irgendwo an der Hauptstraße ein Zimmer zu nehmen, oder an die touristischen Strände hinunter zu fahren, in denen es eben auch deutlich touristischer zugeht. Da wir einen oder zwei Strandtage einlegen wollen, fahren wir zurück und hinunter an die Küste. Dort fällt meinem Mitfahrer ein recht nettes Anwesen auf, in dem auch Zimmer/Appartments vermietet werden. Wir mieten uns dort für zwei Nächte ein.
Nach der üblichen Dusche, machen wir uns zu Fuß die paar hundert Meter zu den Strandlokalen auf, obwohl uns die Frau, die uns die Zimmer vermietet hat und die auch das Restaurant mitbetreut, angeboten hat, daß wir auch bei ihnen essen können.
Die Strandlokale sind ziemlich groß, der Betrieb hält sich jedoch noch einigermaßen in Grenzen, doch die Bedienungen sind ausgesprochen unprofessionell. Im ersten Lokal kommt lange niemand, so daß wir in ein anderes Lokal gehen. Aber auch dort ist die Bedienung nicht wirklich zufriedenstellend. Wir sind schon ein wenig gefrustet und ärgern uns, daß wir nicht im kleinen privaten Restaurant unserer Wohnanlage essen gegangen sind, doch das Essen ist auch hier wieder einmal recht köstlich.