Freitag 29.04.2016

Von Krujë nach Elbasan

 

Unsere heutige Strecke führt uns erst einmal ein gutes Stück entgegengesetzt zur gestrigen Strecke. Erst mal müssen wir wieder an Tirana vorbei. Nach Tirana wählen wir wieder die Straße der Möbelgeschäfte.

Tirana ist ein ziemliches Chaos. Sicher ist es eine interessante Stadt, aber wir wollen ja offroad fahren und keine Stadtbesichtigung machen, obwohl das Fahren durch Tirana schon ein bisschen offroad bietet. Unsere Navis wollen nur uns auf einer Umgehung durch Tirana schicken, die wir nicht wollen, und auf der Strecke, die wir fahren, spinnen beide Navis ziemich rum, so dass wir uns nur bedingt auf sie verlassen können. So kommen wir in Ecken von Tirana, wo es tatsächlich notwendig wird, offroad-Erfahrung einzusetzen. Kleine Überschwemmungen von Straßen, herabhängende Stromkabel mit blanken Drähten, die üblichen Schlaglöcher und natürlich ein ziemlich chaotischer Verkehr. Es ist schon eine nette Erfahrung, aber nicht das, was wir heute eigentlich suchen.

Tirana: Besser man duckt sich unter den blanken Stromdrähten weg, die über der Straße herunterhängen.

Bald kommen wir aus Tirana raus und beschliessen kurzfristig nicht weiter die gestern gefahrene Strecke zu fahren, sondern gleich eine etwas andere Strecke zu nehmen. Es ist schon toll, so spontan umplanen zu können.

Am Anfang führt uns die Strecke noch über Asphalt. Eine Flussüberquerung ist zum Teil weggespült. Nach einer Weile in einem recht schönen Tal, geht es dann aber los mit der offroad-Strecke. Diese führt recht steil und mit einigen engen Kurven über recht holprige steinige Wege. Ich komme wieder mal schnell ins Schwitzen. Bei mir setzt das Adrenalin und die körperliche Anstrengung recht viele Hitze frei. Markus bleibt dagegen recht unbeeindruckt.

Auf eine kleinen Hochebene machen wir eine kurze Erholungspause bevor es wieder weitergeht.

Auf dem nun folgenden Streckenabschnitt kommen wir durch viel Wald und es gibt auf den Wegen noch sehr viele Pfützen. Immer wieder muss ich mein Visier herunterklappen, da ich mich am Rande der Pfützen entlang zu schlängeln versuche und dabei immer wieder Zweige der Bäume ins Gesicht bekomme, wenn ich mich nicht rechtzeitig hinter meiner Scheibe wegducke. Es ist hier schon verdammt einsam. Wir kommen durch keine Besiedelung und sind schon sehr froh, als uns irgendwann ein 4WD-Fahrzeug entgegenkommt (wohin wollen die eigentlich?) und wir eine Schafswiese mit Hütte und einem in der Nähe abgestellten Fahrzeug passieren.

Wenn die Albaner mit ihren Autos hieher kommen, sollten wir wohl auch einen Weg finden.

Glücklicherweise sind die Wege trotz der Nässe nicht zu schmierig und bis auf wenige Stellen einigermassen gut zu fahren. Einmal plumpse ich mit meiner Dicken in eine ziemlich tiefe Pfütze und kann mich gerade so auf der Maschine halten und diese mit Glück aus dem Wasserloch hinausmanövrieren.

Die Strecke an diesem Tag macht uns sehr viel Spaß. Aber wir sind froh, dass wir nach ca. 55 Kilometern dann doch wieder auf eine befestigte Straße kommen. Es ist nun nicht mehr weit bis Elbasan, wo wir für diese Nacht Quartier beziehen wollen.

Elbasan ist ein netter Ort mit einer Stadtmauer um das alte Stadtzentrum herum. An einer Ecke ist noch ein Turm erhalten, in dem ein Café untergebracht ist, das zu dem Hotel Guri daneben gehört. Mit der freundlichen Rezeptionistin kann ich bestens auf Englisch flirten und sage nach einem Blick in das schöne Zimmer sofort zu.

Offroad bleibt offroad und Stadt soll bitte auch Stadt bleiben!

Ist nur noch die Frage zu klären, wo wir unsere Motorräder abstellen sollen. Der Chef zeigt mir, dass man irgendwie um den Turm auf den Hof des Hotels kommen kann. Den Eingang, den ich hereingekommen bin, geht es 6 steinige Stufen nach unten. Doch als wir unsere Maschinen zum anderen Eingang bewegen wollen, wedelt uns der Chef zu den Stufen hin. Wir sollen da runter. Nö, nicht mit mir! Runter vielleicht, aber wie soll ich meine Dicke da auch wieder hochbringen? Offroad bleibt offroad und Stadt soll bitte auch Stadt bleiben! Das Problem wird schnell gelöst. Der Chef des Hotels ruft mal kurz der Chefin eines anderen Cafés daneben zu und schon dürfen wir in dessen Innenhof die Motorräder abstellen. Vieles ist so wunderbar einfach in Albanien!

Das Hotel ist eine sehr gute Wahl. Nach der üblichen und immer auch notwendigen Dusche begeben wir uns erst mal auf den Turm nebenan, wo allerdings noch nicht viel los ist und es leider auch keinen Café gibt. Eine der wenigen Male, dass wir vom Service in Albanien enttäuscht werden.

Geschlechtertrennung bei den Cafés?

Am Abend werden die Hauptstraße und die Straßencafés immer belebter. Ein Stück der Hauptstraße wir sogar zeitweise gesperrt. Wir spazieren etwas umher und suchen ein Restaurant. Trotz einiger in meinem Reiseführer gelisteter Restaurants ist da eher Fehlanzeige. Einige der gelisteten Restaurants haben keinen einzigen essenden Gast drin sitzen und es sieht auch nicht danach aus, dass es da überhaupt was zu Essen gäbe. Wir gehen daher auf gut Glück noch mal die Hauptstraße entlang, aber ausser ziemlich überfüllten Cafés gibt es da auch nichts. Markus fällt auf, dass in den einen Cafés nur Frauen und in den anderen nur Männer sitzen. Wir entwickeln die Theorie, dass jene Cafés mit grünen Kunstrasenteppichboden im Aussenbereich den Frauen vorbehalten sind. Die Theorie wird aber wenige Cafés weiter schon widerlegt.

Kurz vor dem Verhungern geben wir es auf weiter nach dem Reiseführer auf Restaurantsuche zu gehen. Ich quatsche ein junges Päärchen auf der Straße an. Die können nicht wirklich Englisch, sehen aber einen Bekannten kommen, der es kann, dem sogleich die Lage geschildert wird. Dieser weiss natürlich gleich Rat, denn ein Freund von ihm arbeitet in einem Restaurant ganz in der Nähe. Den ruft er gleich an, ob ein Tisch frei ist und führt uns dort hin. So funktioniert das in Albanien immer wieder und wir sind fasziniert über diese Hilfsbereitschaft.

Zur Ehrenrettung des Reiseführers sei gesagt, dass auch dieses Restaurant dort gelistet ist, wir es aber vermeiden wollten, da es einen wenig authentisch albanischen Eindruck auf uns machte. Nun ja, authentischer Eindruck hin oder her, wir haben Hunger und Robert, der schon telefonisch auf uns vorbereitete Kellner empfängt uns sehr emphatisch.

Wir bestellen eigentlich viel zu viel, verputzen aber dann doch ne ganze Menge von dem leckeren Essen. Danach nehmen wir in einer Bar an der Hauptstraße noch einen späten Café und einen Raki zu uns. Eine Gewohnheit, die wir schon seit dem ersten Abend in Shkodra pflegen.