Die Wohnkabine

Es gibt für alle Varianten an Reisefahrzeugen gute, individuelle Gründe – wir persönlich neigen eher zu einer kleinen, handlichen Lösung, die sich auch in der Präsenz zurücknimmt. Auf Motorradreisen haben wir gelernt, dass das Ausgesetztsein beim einfachen Camping Nachteile (Wetter) wie Vorteile (Ansprechbarkeit) hat. Der Wechsel von Draußen und Drinnen hat uns auf den Namibiareisen gut gefallen, das schlichte Canopy mit Kisten und Taschen und das Dachzelt halten wir aber für verbesserungswürdig, zumal, wenn man länger unterwegs sein will. 

Wir besuchen die Reisemesse in Hamburg, kaufen Zeitschriften wie „Explorer“ und „4x4 Action“ und Durchforsten ein Wochenende lang das Internet nach Kabinenbauern. Zu guter Letzt bleiben wir dort, wo wir angefangen haben: Die Kabine von Fiftyten entspricht am meisten unseren Vorstellungen und sieht zudem gut aus – für das Designerherz nicht unwichtig.  

Die Überlegungen, die zu unserer Entscheidung beitrugen, finden sich hier.

Da wir eine bestimmte Wohnkabine schon früh ins Auge gefasst hatten stehen wir bereits zehn Tage nach unserer Rückkehr aus Namibia in Wiesbaden bei Stefan Decker von Fiftyten, um uns diese noch vor seiner Reise nach Algerien zum ersten Mal genauer anzuschauen. Das Konzept einer sehr offene Kabine mit umgebauten Pickup-Tray überzeugt uns weiterhin. 

Am folgenden Wochenende recherchieren wir uns virtuell durch den Markt der Wohnkabinen. Die meisten Kabinen sind eher auf eine Innennutzung ausgerichtet. Wir finden es dagegen schöner, draußen zu sein, wenn es irgendwie möglich ist und die Kabine nur bei schlechtem Wetter als Aufenthaltsort zu nutzen. 

Wir lassen uns darum ein Angebot von Fiftyten erstellen, wobei wir den Innenausbau möglichst weitgehend mit kalkulieren lassen.

Nachdem Stefan Decker von seiner Reise zurück ist, machen wir zeitnahen einen zweiten Termin in Wiesbaden, um etliche Fragen und Details zu besprechen und zu einem finalen Angebot zu kommen.

In den folgenden Tagen braucht es dann noch einige Mails und etliche Telefonate zur Klärung letzter Fragen, bis wir am 28.03.2023 dann auch Fiftyten beauftragten. Ist doch ganz schön umfangreich, die Planung.

Am 22. Juni fahren wir nach Wiesbaden, um unser Auto am nächsten Morgen bei Fiftyten für den Umbau abzugeben. Wir freuen uns, dass es losgeht. 

Die Fahrt ist wegen eines starken Unwetters spektakulär. Wir haben das Glück zwischen zwei Fronten hindurchzufahren - trotzdem wäre diese Fahrt mit fertiger Kabine bereits ein ultimativer Dichtigkeitstest gewesen. 

Schlechte Nachrichten: Der neue, größere Tank hat leider einen Transportschaden. Da er aus Südafrke kommt, bleibt nur, den geknickten Einfüllstützen zu erneuern und nach dem Anschweißen und Ausbeulen neu zu lackieren. Aus zwei Wochen Umbauzeit werden wohl eher drei Wochen.

Nochmals schlechte Nachrichten, seufz. Fiftyten ist nicht fertig geworden, es stehen Messen an und als neuen Termin für die Übergabe bekommen wir den 25.7. genannt. Das kommt heute doch sehr kurzfristig - nachdem wir die Tage nichts gehört hatten, waren wir eher davon ausgegangen, dass die Übergabe zeitnah klappt. So müssen wir bei Weigler den Termin für die technischen Umbauten ein zweites Mal verschieben und rutschen dort natürlich erstmal nach ganz hinten. Das ist schlecht für unsere gesamte Planung und wir müssen das jetzt erst einmal eine Nacht verdauen.

Wie aufregend, es ist so weit, wir übernehmen heute unser Auto mit Kabine. Sieht gut aus! Wir bekommen von Stefan Decker eine gut einstündige Einführung und arbeiten dann noch die letzten Fragen unserer Liste durch. Das meiste davon halten wir auf Video fest - es sind einfach viel zu viele Informtionen auf einmal um sich alles zu merken. Wie funktioniert das Auf- und Absetzen, wie kann man Scharniere bei Bedarf lösen oder justieren? Wie baut man die beiden Techboxen zwischen Campingkabine und Fahrerkabine ab? Wie funktioniert es mit Wasser und Filter? Wie ist die Verkabelung zur Powerstation und wie wird geladen? Und wir sind sicher: Es werden sich im Laufe der Zeit noch allerlei weitere Fragen auftun. 

Nachdem wir schon gestern schon nach Mainz gefahren sind (heute wäre einfach zu früh gewesen) und das Auto morgen in Leverkusen abgeben für die technische Umrüstung, hatten wir Schlafsäcke eingepackt für eine erste Probenacht. Wir freuen uns drauf. Aber erst einmal ein Abstecher nach Oppenheim am Rhein zu "The Greenmonkeys" - die Webseite poppte immer wieder bei diversen Recherchen auf. Gute Webseite, kleiner Showroom, für unseren Bedarf eher eine Enttäuschung. Also auf in die grobe Richtung Koblenz, wir versprechen uns dort einige Camping-Optionen. Da wir quasi leer fahren brauchen wir neben Waschgelegenheit auch ein Restaurant und werden fündig in Dausenau an der Lahn. Wir stehen gut, die Pizza ist lecker, dass Tal leider durch die Bundesstraße auch nachts sehr laut. Aber wir freuen uns schon mal an der guten Matratze und dem einfachen Aufbau des Dachzeltes.

Die Nacht war etwas unruhig, aber wir haben ein erstes Gefühl bekommen, wie es sein kann, wenn wir mit dem Auto reisen. Und es fühlt sich gut an. Leider ist es regnerisch und kein geöffneter Bäcker weit und breit, so dass wir erst einmal losfahren, später frühstücken und auch das Dach zum Trocknen nochmal aufstellen. 

Zwischendurch stresst uns, dass die Powerstation nicht lädt - es braucht viele Versuche, den 12-V-Stecker so zu stöpseln, dass es funktioniert. Das werden wir im Blick behalten müssen. Und wahrscheinlich werden uns künftig noch so allerlei Dinge umtreiben. Nun aber geben wir das Auto leider erst einmal schon wieder ab.