Samstag, 10.09.2016
Jausiers – Tende
Am Morgen fahre ich ohne Frühstück los. Ich hoffe auf dem Weg irgendwo ein Café zu finden. Daraus wird eine ganz Zeit lang nichts! Ich bin unterwegs über den Col de la Bonette, einer herrlichen Passfahrt durch die Berge, berauschend schön!
Es geht in den Nationalpark Mercantour und es gibt hier viele tolle Ausblicke, leider aber wenig Cafés. Das Highlight ist die etwa 2 Kilometer lange Ringstraße um die Cime de la Bonette in ca. 2800 m Höhe. Es handelt sich um die zweithöchste Straße in den Alpen.
Vom Cime de la Bonette, auf dessen Spitze ein schmaler Weg führt, habe ich an diesem Tag eine grandiose Rundumsicht.
Auf dem Weg hinab ins Tal finde ich auch endlich ein Café, in dem ich endlich zu einem Frühstück komme. Obwohl hier recht nett die Sonne scheint, verweile ich nicht allzulang, denn ich hab ja heute noch ein paar Kilometer vor mir.
Durch den Nationalpark Mercantou fahre ich weiter über Isola 2000 und den Col de la Lombarde wieder einmal auf die italienische Seite. Mein Ziel für heute ist die Ligurische Grenzkammstraße (kurz LGKS). Leider ist mir aber nicht ganz klar, auf welcher Strecke man am Besten den Einstieg in diese erreicht. Prompt verpasse ich auch den Abzweig auf der italienischen Seite. Seit geraumer Zeit wird an dem Tunnel zwischen Italien und Frankreich gebaut, weshalb zwei der gängigen Zufahrten zum Beginn der LGKS gesperrt sind: die auf der italienischen Seite kurz vor dem Tunnel, die einer Einbahnstraßenregelung zum Opfer gefallen ist und die auf der französischen Seite kurz vor dem Tunneleingang, die eigentlich spektakulär nach oben führt.
So fahre ich erst mal durch den Tunnel. Bei der Vorbereitung auf die Reise habe ich einmal von einer Zufahrtsvariante ein Stück südlich von Tende gelesen, die ich nun ausprobiere. Diese Zufahrt ist auch sehr schön, ich benötige so aber doch einige Zeit und als ich nach einer kurzen Stippvisite am Fort Central beim Chalet Le Marmotte etwas zu Essen und Trinken besorge, ist es schon drei Uhr Nachmittags und ich kann nicht einschätzen, wie lange man für den nördlichen Teil der LGKS benötigt. Dass ich heute noch die ganze LGKS fahren kann, halte ich für unwahrscheinlich.
Zwar beruhigt mich die Auskunft eines Guides einer Motorradgruppe und auch die des Mautkassierers (der LGKS kostet für den nördlichen Teil 10 Euro Maut), dass ich nach La Brigue etwa 2,5-3 Stunden benötigen würde und das etwa 50 Kilometer seien, doch auf meine Frage, ob wohl heute nach mir noch jemand die Strecke befahren wird, meint der Kassierer, dass das wohl eher nicht der Fall sein wird. Nun, es wäre mir schon lieber, wenn nach mir noch einer käme, falls ich mich auf die Schnauze lege. Nun gut, muss ich eben vorsichtig sein.
Der nördliche Teil der LGKS ist berauschend! Es zeigt sich auch, dass ich doch nicht so ganz alleine auf der Strecke unterwegs bin. Es gibt hier doch noch Fahrradfahrer und vereinzelt Wanderer, die vermutlich in den vereinzelten Unterkünften entlang der LGKS übernachten. Es scheint vielmehr ein Vorteil, dass ich so spät hier fahre, denn daher ist wohl auch viel weniger Verkehr auf der Strecke als tagsüber.
Nach einer Weile treffe ich eine Gruppe von Motorradfahrern aus Tschechien.
Die Ausblicke, die die Strecke bietet, sind einfach toll! Fahrerisch ist der nördliche Teil der LGKS keine große Herausforderung. Die Strecke ist sehr gut in Schuß und die Wetterbedingungen sind zur Zeit optimal.
Etwas schwieriger ist dann schon das Stück kurz nach der südlichen Mautstelle für die nördliche LGKS hinauf zum Pas du Tanarel und dann teilweise auch die Strecke hinunter nach La Brigue.
In La Brigue suche ich zunächst nach einem Zeltplatz, der jedoch gerade mit einer Jugendschar ausgebucht ist. Ich erfahre, dass es auch in Tende einen Zeltplatz geben soll und fahre dorthin. Es gibt hier einen städtischen Zeltplatz, der recht nett gelegen ist, dessen Ausstattung allerdings recht bescheiden ist.
Auf dem Zeltplatz habe ich als Nachbarn zwei junge Schweizer, die schon eine Weile mit ihren Motorrädern unterwegs sind. Ich verabrede mich mit Ihnen gemeinsam zum Abendessen nach Tende hineinzufahren. So wird das ein recht vergnüglicher und unterhaltsamer Abend, nach einem wieder recht langen Tag auf dem Motorrad.