Mittwoch, 05.10.2016

Korsika: Asco-Tal – Bastia

 

Die Nacht wird ziemlich kalt und ich ziehe kleidungstechnisch schon so ziemlich sämtliche Register. Ich schätze, dass die Temperatur schon an den Nullpunkt heranreichte.

Morgens kein Frühstück im Camping. Mein Kumpel von gestern abend ist nicht da. Daher fahre ich mit dem Moped hoch ans Ende des Tals. Dort nehme ich in einem Hotel ein Frühstück ein. Langsam kommt auch die Sonne über den umgebenden Bergen heraus.

Während des Zeltabbaus besuche ich noch die einzig weiteren Gäste auf dem Camping. Drei Deutsche in einem Zelt. Wir tauschen uns ein bisschen aus und ich mache mich dann auf den Weg zurück aus dem Asco-Tal Richtung Ostküste Korsikas.

Auf dem Weg hinunter mache ich noch einen kleinen Zwischenstopp für einen Cappucino und den Einkauf von etwas Honig als Mitbringsel.

Ich wähle nach Osten eine Strecke, die nicht sehr viel befahren ist und schöne Ausblicke bietet. An der Ostküste angekommen, fahre ich noch eine Weile kleinere, sehr schöne Straße am Berg entlang, die an oder durch sehr schön gelegene Orte führen. Recht idyllisch.

Ich buche kein Hotelzimmer in Bastia vor. Es sollte eigentlich genug geben. Eine Recherche zeigt aber, dass die Hotels ziemlich teuer sind und ich steuere eines der günstigen Hotels an. Dort stehen schon die Schweizer, die ich bei der Überfahrt von Sardinien nach Korsika an der Fähre getroffen habe. Die haben gerade vor mir eingecheckt und nur noch ein Zimmer ist frei, leider nicht das Günstigste. Pech gehabt.

Dann gehe ich auf Entdeckungsspaziergang durch Bastia, das ich auf der Fahrt nach Süden ja nicht angesehen habe.

Ich schlendere lange im Ort herum bis Zeit zum Abendessen ist und suche mir dann ein Restaurant, von dessen Balkon man eine Blick auf den Hafen hat. Wie sich herausstellt, sitzen am Nebentisch zwei junge Schweizer, Tobi und Jeannine, mit denen ich später ins Gespräch komme. Die Beiden erzählen mir, dass sie nächstes Jahr mit ihrem betagten Toyota Land Cruiser für 2 Jahre auf große Reise gehen werden. Toll! Wir werden in Kontakt bleiben!

Als ich mich aufmache, um ins Hotel zurückzugehen, gehe ich um ein, zwei Ecken und denke plötzlich, dass da doch ein ziemlich unangenehmer Geruch in der Luft liegt. Es braucht ein wenig, bis ich die Situation um mich herum verstehe. Studenten laufen von einem Platz davon, auf dem es Auseinandersetzungen mit der Polizei gibt, die offensichtlich auch Tränengas eingesetzt haben. Jetzt wird auch klar, was während des Essens einmal so laut geknallt hat. Das waren wohl auch schon irgendwelche Rauchbomben oder so was. Nun, so bekomme ich auf diese Weise das erste Mal in meinem Leben, eine kleine Ladung Tränengas ab.

Ich umgehe den Platz, auf dem die Auseinandersetzungen stattfinden, und frage an einer anderen Ecke eine junge Passantin, was eigentlich passiert ist und worum es geht. Sie schöpft nach einigen Sätzen den Verdacht, dass ich Journalist wäre, und verzieht sich dann. Ich bekomme wenigstens so viel heraus, dass es wohl um die Verhaftung einiger separatistisch eingestellter Studenten ging. Überall auf der Insel kann man separatistische Parolen finden und auf den Ortsschildern sind die französischen Namen großteils übersprüht. Naja, was das alles soll mit dem Nationalismus in den Zeiten der Globalisierung werde ich wohl nie verstehen.