Leipzig – Bitterfeld – Wittenberg – Pritzerbe

Am Morgen unterhalten wir uns beim Frühstück und danach lange mit Lenni über die Welt und überhaupt.

Wir lassen es nach zwei etwas anstrengenden Fahrtagen etwas langsamer angehen. Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg Richtung Dessau. Zumindest bin ich davon überzeugt, dass ich Dessau als Ziel ins Navi eingegeben habe.

Der Weg durch und aus Leipzig heraus zieht sich etwas hin, aber auf diese Weise bekommen wir einen kleinen Eindruck von der Vielfältigkeit Leipzigs. Wie schon die beiden Tage zuvor, haben wir auch heute so manche Umleitung zu meistern. Nicht gerade einfach, beim Navigieren auf dem Motorrad. Plötzlich sich wir in Bitterfeld angekommen, von dem mein Navi überzeugt ist, dass es das eingegebene Ziel ist. Nun, wir bleiben flexibel und es gibt einen Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen auf in Bitterfeld, über dessen Geschichte wir uns dank Wikipedia etwas vertraut machen.

Zurück an den Motorrädern haben wir noch einen kurzen Plausch mit 3 älteren Ortsansässigen mit schwer verständlichem Dialekt.

Unser nächstes Ziel ist Wittenberg mit seiner netten Altstadt und der großen Luther-Geschichte. Auf dem Marktplatz ist gerade Seniorentreffen – im Prinzip sind wir ja da richtig, fühlen uns aber doch ein wenig fehl am Platz. Nach ein bisschen suchen, finden wir ein ruhiges Kaffee, wo wir im Garten unter einem Baum im Schatten sitzend, die weitere Tagesetappe planen. Leo schlägt einen Campingplatz an der Havel vor, der eine kleine Hütte anbietet, in der man übernachten kann.

Die Fahrt dorthin ist wieder etwas netter. Bei Groß Marzehns führt uns die Einstellung "kürzeste Strecke" auf dem Navi über die unbefestigte Klepziger Hauptstraße auf sandigen Waldwegen über die Autobahn und nach Klepzig. Auf dem Sand schlägt sich Leo schon besser als ich. Auf der weiteren Strecken kommen wir an einigen Seen vorbei und queren diverse Flussläufe. Gerade kurz vor Rezeptionsschluss um 18:00 Uhr erreichen wir Pritzerbe. Die Hütte ist frei und für 40 € buchen wir uns darin ein. Es ist eigentlich ein Wohnmobilstellplatz und Zelte sind nicht erlaubt. So haben wir Glück, dass die "Radfahrerhütte" heute nicht von solchen belegt ist.

Ausserdem haben wir vermutlich den einzigen Ort in weiterem Umkreis gewählt, wo noch ein Restaurant am Abend geöffnet hat. Das dort gebotene Thai-Essen ist absolut akzeptabel und preislich weit unter Hamburger Niveau. Auf dem Campingplatz sitzen wir eine Weile am Abend an der Wasserfront unter großen Bäumen, bis wir bemerken, dass wir von darauf sitzenden Vögel beschissen werden. So motiviert machen wir uns noch zu einem Abendspaziergang durch den Ort auf. Wir entdecken Hinweisschilder auf eine Rohrweberei, von der wir zunächst nicht wissen, was wir uns darunter vorstellen sollen. Dann kommen wir auch noch mal bei der gerade noch verkehrenden Fähre über die Havel vorbei. Mit dem Fährmann geraten wir ins Gespräch und er erklärt uns so allerlei zur Geschichte des Ortes und löst auch das Rätsel um die Rohrweberei. Die Rohrwebereien waren früher wichtig, da sie die Rohrmatten für den Bau von Zwischendecken in Holzbauweise lieferten. Auf diese Rohrmatten wurde dann der Deckenputz aufgetragen.