Dienstag 29.12.2009
Brigittes Bruder Detlef bringt uns freundlicherweise mit 38,5 kg Koffergewicht und einigem an Handgepäck an den Flughafen.
Das Einchecken haben wir schon online vorgenommen. Nur das Reisegepäck muss noch aufgegeben werden. Trotz erhöhter Terrorwarnung (wegen eines Vorkommnisses in den USA) geht die Security-Check ohne Probleme und Verzögerungen ab.
Der Zwischenstopp in München ist glücklicherweise nur kurz, so dass wir schon um 19:40 auf dem Weiterflug nach 北京 Běijīng sind. Die Flugdauer beträgt 8 Stunden 50 Minuten. Richtig schlafen können wir in der Holzklasse nicht, aber für 3 Stunden vor sich hindösen reicht es trotzdem.
30.12., Mittwoch
Um ca. 12:00 Uhr Ortszeit kommen wir nach einem frühmorgendlichen Flug über die wunderschön verschneite Mongolei in 北京 Běijīng an.
Für die Einreise muss man eine Auskunftskarte über seinen Gesundheitszustand ausfüllen, ausserdem auch noch eine Karte für Aus- und Einreise mit Reisezielen innerhalb der ersten Woche und Ansprechpartner, falls einem etwas passiert. Auf dem Flughafen durften wir durch Wärmebildscanner marschieren. Vielleicht wurden die Dauerhuster aus unserem Flug von diesem herausgefunden? Das Personal auf dem Flughafen ist vorsichtshalber auf jeden Fall man mit Mundschutz ausgerüstet, damit die Influenza möglichst keine Chance hat. Nach der Prüfung der Einreisepapiere dürfen wir eine Weile auf unser Gepäck warten. Kein Wunder, da wir auf Terminal 3 ankamen (von Norman Foster konzipiert), von dem man selbst wie auch das Gepäck erst mal mit einem kleinen Zug zu den Gepäckbändern transportiert wird.
Die Ausschilderung auf dem Flughafen ist hervorragend, so dass wir leicht den Schnellzug zwischen Flughafen und 东直门 Dōngzhímén finden. Die Fahrt kostet 25 元 Yuán/Person. Der Zug fährt erst mal zu Terminal 2 und dann erst in Richtung Innenstadt. Wir steigen bei der Endstation Dōngzhímén aus und nehmen uns von dort ein Taxi. Nach dem Hochschleppen der Koffer über die Treppen (an einer Treppe gab es tatsächlich keine Rolltreppen), ist Wolle ein wenig ausser Atem und hat erst mal den Namen des Hotels vergessen und der Taxifahrer überrumpelt ihn mit einem Festpreisangebot. Nun gut, man muss sich in jedem Urlaub gleich am Anfang mal richtig verschaukeln lassen! Am Hotel will der Taxifahrer natürlich nicht direkt vor dem Hotel vorfahren, so ganz rein war sein Gewissen also auf keinen Fall.
Brigittes erster Eindruck auf der Fahrt durch die Straßen: es erinnert ein wenig an Ostberlin früher - Plattenbauten und viele Uniformierte.
Im Hotel einchecken ist kein Problem. Das Hotelzimmer (Capital Hotel, 北京首都大酒店, Adresse: 中国北京前门东大街3号) ist für den versprochenen Standard (4-5 Sterne) zwar etwas abgewirtschaftet, aber bei dem Preis, den wir für die 6 Nächte bezahlen, wollen wir nicht allzu anspruchsvoll sein. Kurzum, eigentlich wie erwartet.
Nach dem Auspacken machen wir uns noch kurz mit dem Hotel vertraut und dann gehts gleich auf die Piste. Immerhin ist erst 15 Uhr Ortszeit und wir müssen noch ein paar Stunden tot schlagen, bevor wir uns dem Schlaf hingeben.
Unser Spaziergang führt uns über die 长安街 Cháng'ān jiē zum Platz des himmlischen Friedens 天安门广场 Tiān'ānmén. Riesig groß, von vielen Fotos bekannt und historisch berüchtigt. Es bläst ein eisiger Wind. Glücklichweise sind wir ganz gut ausgestattet, haben uns aber für diesen Spaziergang die langen Unterhosen und die ein oder andere Reserveschicht bei der Zwiebelbekleidung gespart - das machen wir ab morgen besser. Mit einem Reinemache-Mann auf dem Tiān'ānmén tauscht sich Wolle über die lausige Kälte aus und fragt ihn, ob er ihn fotografieren darf. Leider hat er nicht seinen Besen und sein Eimerchen mit aufs Bild genommen. Der Mann trägt wie viele einen Mundschutz, nicht wegen der Grippe sondern gegen die Kälte. Wir sehen in den nächsten Tagen auch immer wieder Menschen, die Erfrierungsflecken auf der Gesichtshaut haben.
Weiter gehts in Richtung der Einkaufsstrasse 王府井 Wángfǔjǐng. Wir flüchten uns vor der Kälte in die riesige Einkaufs-Mall Oriental Plaza 东方广场 Dōngfāng guǎngchǎng. In der Parallelstraße zur Wángfǔjǐng (东单北大街 Dōngdān běi dàjiē) gibt es dann das erste chinesische Essen in einem Reisnudelladen. Lecker! Vor allem die heiße Suppe zum Aufwärmen! Ausserdem freundliche Bedienung, die Wolles mangelhafte Chinesischkenntnisse ignoriert und uns unter tatkräftiger Hilfe den richtigen Umgang mit dem Essen zeigt.
Danach bummeln wir noch über die Nachtmärkte, die nun so langsam in Fahrt kommen (so um 17:30). Ekliges aber auch leckeres Zeug, was es da so gibt. Immer noch lausig kalt. Durch die ein oder andere 胡同 Hútòng (Gasse) gehen wir zurück zum Hotel, dann heisse Dusche, um wieder aufzutauen und ins Bett. Immerhin haben wir bereits 26 Stunden mehr oder weniger ohne Schlaf verbracht.