Montag 4.1.2010
Am Morgen sind wir noch etwas zerknittert, aber das sind wir eigentlich bisher jeden Morgen. Die Kälte ist doch ganz schön anstrengend und unser Immunsystem etwas angeschlagen.
Heute schneit es zwar nicht mehr, aber ein einkalter Wind pfeift durch die Straßen und fegt manchmal den Schnee in den Gassen in die Höhe. Wir sehen, wie Straßen von Einzelnen oder auch von Brigaden in Handarbeit vom Schnee befreit werden.
Unser erster Weg führt uns per U-Bahn zum CCTV-Gebäude (konzipiert von Rem Kolhaas; Central Chinese TV, 中央电视台 Zhōngyāng Diànshìtái), von dem wir doch noch mal Fotos machen wollen. Es ist immer noch in Bau. Das Nebengebäude ist wohl in Folge eines missglückten Feuerwerks (vermutlich zu den 60-Jahr Feier der VR) abgebrannt. Da hat wohl jemand echt Ärger bekommen.
Dann machen wir uns per U-Bahn auf in Richtung 安定门 Āndìngmén. Wir schlendern durch kleinere und größere 胡同 Hútòng in Richtung Trommelturm 鼓楼 Gǔlóu und Glockenturm 钟楼 Zhōnglóu. Wegen der Kälte schieben wir einen Zwischenstopp für ein heißes Süppchen ein. Das ist auch gut so, denn auf dem Trommelturm, pfeift ein eiskalter Wind. Wir haben Glück und kommen genau pünklich zu einer Vorführung der Trommler. Sehr eindrucksvoll und recht laut. Die Trommeln sind echt riesig.
Danach "besteigen" wir den gegenüberstehenden Glockenturm 钟楼 Zhōnglóu. Wolle unterhält sich ein wenig mit dem einsamen Wächter, der offenbar den ganzen Tag auf dem Turm stehen muss und etwas Mitleid und Unterhaltung gut gebrauchen kann.
Wir schlendern weiter zu einem buddhistischer Tempel namens Guanghua-Tempel 广化寺 Guǎnghuàsì. Die Stimmung auf dem Gelände dort ist sehr beschaulich und friedlich und wir sind die einzigen Touristen weit und breit. Auch hier wird noch Schnee geschippt. Wir befinden uns hier in der Gegend um 前海 Qiánhǎi ("vordere See") mit den Eisläufern, den wir schon mal gestreift haben. In einer Gasse in der Nähe finden wir endlich ein paar Teetassen, die uns gefallen. Hoffen wir, dass die Qualität der 3 Tassen, die wir kaufen, die 140 块 Kuài (15 Euro; 块 Kuài und 元 Yuán werden quasi synonym gebraucht) auch wert sind. Die Tassen haben eine Art integriertes Teesieb.
Wir machen noch einen Schlenker zum Wohnhaus des Schriftstellers 郭沫若 Guō Mòruò, sind aber schon zu spät, um noch eine Besichtigung zu machen. Es ist beinahe 16:30 und so langsam wird es schon wieder düster und wir frösteln. Also auf zur nächsten U-Bahnstation und ab ins Hotel. Noch immer sind die Schneebrigaden bei der Arbeiten.
Abends der Einfachheit halber Essen im Hotel, wir haben keine Lust mehr auf die Kälte und wollen noch Tagebuch schreiben, Fotos sortieren und Koffer vorpacken. Eigentlich wollen wir das Sichuan-Restaurant besuchen, finden es aber nicht. Nachher stellt sich heraus, dass es auch besser so ist, denn der Hot Pot in dem Restaurant, in dem wir dann landen ist hot genug. Es wird die Trainee auf die Ausländer losgelassen mit annähernd null Englischkenntnissen. Da Wolle sie auf Chinesisch unterstützt funktioniert das Ganze dann doch. Natürlich lobt auch sie das Chinesisch von Wolle und die Erwiderung "过奖过奖", was in etwas "Du übertreibst mit Deinem Lob" bedeutet, dreht sie sich um in Richtung einer anderen Angestellten und sagt kichernd "他说过奖", "Er hat 'Du übertreibst mit Deinem Lob' gesagt!". Sie hat Ihre Feuertaufe mit den Ausländern überstanden und ist happy und schießt kichernd durch das ganze Restaurant von einem zum anderen.
Hoffentlich geht unser Flieger morgen. Gestern und wohl auch heute sind eine Menge Flüge ausgefallen. Internet und ein Anruf bei der Hotline von China Air ergibt keine gegenteilige Informationen.