Mittwoch 13.01.2010
Frühstücken, duschen, Mails schreiben, Bilder von gestern und vorgestern aussortieren, Tagebuch schreiben. Der Tag beginnt mit einem grünen Drachen und viel Spass beim Tagebuch schreiben. Bis wir heute loskommen ist es halb zwölf. Es ist wunderbarer Sonnenschein und wir machen einen Ausflug nach 淡水 Dànshuǐ nordwestlich von Taipei an der Mündung des gleichnamigen Flusses. Wir fahren mit der MRT bis zur Endstation und dann noch ein kleines Stück mit dem Bus. U-Bahn-fahren ist hier, wie fast überall, total einfach. Wir starten unseren Spaziergang mit der Besichtigung des kleinen Fort San Domingo, in Chinesisch der "Rote-Haare-Stadt" 紅毛城 Hóngmáochéng, und der Residenz des ehem. britischen Konsulats. Heute gibt es kaum noch Staaten, die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan haben, ein seltsamer Zustand. In den Gebäuden sind nett gemachte kleine Ausstellungen mit Informationen zur Kolonialzeit bzw. der japanischen Besatzung. Die Japaner haben während ihrer ca. 50 jährigen Besatzungszeit (1895-1945) auf Taiwan die infrastrukturelle Entwicklung vorangetrieben, von Schulsystem bis zum Eisenbahnbau. Daher wird die japanische Kolonialherrschaft im Nachhinein auch etwas verklärt, was aber einhergeht mit der von vielen als Willkürherrschaft empfundenen Zeit unter Tschiang Kai-chek 蔣介石 Jiǎng Jièshí.
Nach der Besichtigung gibt es für jeden einen Green-Tea-Milk, ein Süppchen mit kleinen verschiedenen Klößen und eine eiskalte Sojamilch. Wir schauen uns noch das kleine Hospital des presbyterianischen Missionars Mackay an und suchen und finden in den engen Gassen drei recht dicht beieinander liegende Tempel, von denen wir zwei anschauen (清水組師 Qīngshuǐ zǔshī und 龍山寺 Lóngshānsì, zweiterer ein Ableger des grossen gleichnamigen Taipeier Tempels). Die Tempel sind sehr hübsch und immer wieder sehr beschaulich in der athmosphärischen Mischung aus Alltag und Meditation. Im Longshan-Tempel 龍山寺 Lóngshānsì zündet Brigitte fünf Räucherstäbchen für uns an, sehr zur Freude der chinesischen Beobachter. Kann ja nicht schaden ...
Auf dem Rückweg zum Bahnhof durchstreifen wir noch einen Markt in engen und dunklen und wirren Gassen und erstehen noch zwei Süssigkeiten. Vor dem Bahnhof gibt es auf der Uferseite einen großen Platz, der uns vorher nicht aufgefallen war. Dort beginnt auch eine lange Uferpromenade und so lassen wir uns auf einem Bänkchen noch eine halbe Stunde die Sonne ins Gesicht scheinen (dabei haben wir heute schon die erste Chinesin gesehen, die ihr Gesicht mit einem Schirm vor der Sonne schützte). Etwa gegen 17 Uhr sind wir wieder beim Hotel und besuchen noch eine große Buchhandlung - Wolle die Lehrbuchabteilung, Brigitte die mit den Kochbüchern. Später gehen wir dann noch mit Sheng-ching, Katharina und Günter bei Ihnen um die Ecke Essen und dann ab ins Bett.