Die letzten Monate machen wir eine wahre Transformation durch. Der eine beendet seine Berufstätigkeit und sagt erstaunlich leichtfüßig eingehende Anfragen ab. Die andere geht in Rente und vermißt die immer gerne gemachte Arbeit überhaupt nicht. Wir wundern uns über uns selbst.

Das Auto ist gekauft, eine Campingkabine bestellt, aber es sind noch allerlei Details zu klären. Bei der Reiseplanung tauchen Fragen auf, von denen wir keine Ahnung hatten. Und: Wir müssen uns und unser Heim neu sortieren, um die nächsten Monate und vielleicht Jahre alles mit geringerem Aufwand übersichtlich zu halten.

So arbeiten wir in dieser Zwischenzeit eine lange Liste ab und stellen fest, dass für jeden Punkt, den wir streichen, zwei neue hinzukommen. Wir vergrößern unsere Wildblumenwiese in der Hoffnung, dass die Natur den Rest richtet und geben das Gemüsebeet auf. Wir reinigen den Teich und sind wieder mal überrascht, dass man dabei 10 cm dickes Wurzelwerk zersägen muss. Zwei Aussentreppen werden neu verfugt und die letzten beiden Zimmer nach 16 Jahren neu gestrichen – alles andere hatte Wolle die vergangenen Jahre schon renoviert. Wir räumen den Keller auf und sortieren auch sonst viele Dinge aus – darunter auch Bücher, seufz, es sind einfach zu viele. Kurzum, wir tun all die Dinge von denen man immer sagt, dass man sie irgendwann mal tun will. 

Wir vereinfachen unsere Kontostruktur, bestellen Abos ab, verbringen einen Sonntag mit suchen und finden von Kündigungsoptionen und IBAN-Änderungen. Wir kümmern uns um unsere Gesundheitsprofylaxe und werden geimpft gegen Gelbfieber, Tollwut, Typhus, Meningokokken und was sonst noch Sinn macht. Wir recherchieren zu Langzeitkrankenversicherungen und sind der Stiftung Warentest dankbar für die gute Vorarbeit. Die Autoversicherung ist dann die nächste Herausforderung – steuerlich ein LKW und nach der StVO ein PKW ist unser Gefährt inzwischen als Wohnmobil und auch für Afrika versichert. 

Es ist viel Arbeit, aber wir genießen auch die Vorteile des Rentnerdaseins wie bspw. ausschlafen, in Ruhe frühstücken, Zeitung lesen. Und es passiert uns oft, dass wir bei unseren Arbeiten abdriften und ganz anderes tun – was total egal ist, Hauptsache, es ist was erledigt.

Und dann dürfen wir endlich mit unserem Auto fahren und es ausprobieren, machen wunderbaren Ausflügen nach Rømø, nach Westfriesland und an den Selenter See. Wir kommen insgesamt gut klar und wir schlafen bestens auf der Matratze, was wirklich wichtig ist! Wir kämpfen mit der Bedienung der Powerstation und beschließen, noch ein Solarpanel zu kaufen. Wir testen Wasser und Kompressor, überlegen, wie gepackt werden kann und erstellen neue Listen mit all den Dingen, die im Detail noch zu tun sind. Wie sind die Bestimmungen – brauchen wir einen oder zwei Feuerlöscher? Wo passt der Schwerlastwagenheber hin, ohne zu nerven? Wie vermeidet man hier das Klappern und da das Rutschen? Wie kann man die Kabine eigentlich vom Tray abheben? Und ach ja: funktioniert der Selbstauslöser für die Kamera überhaupt noch? 

Es gibt Tage, an denen bekommen wir drei Sendungen mit irgendwelchen Dingen, die wir im Internet bestellt haben. Wir wollten den Onlinehandel nie fördern, fragen uns aber, wie man das anders lösen sollte. Hier braucht es ein bestimmtes Format für eine Cargobox, dort eine besondere Befestigung für die Sandboards auf dem Dach. Der Tisch muss faltbar sein, um in die Staubox zu passen, der perfekte Organizer für die Rücksitzwand kommt aus Australien und ist vergriffen. Und wo kriegen wir ein Malaria-Test-Kit her? Dann gibt eine Phase täglicher Baumarktbesuche für Schrauben, Ösen, Gurte, Werkzeuge. Wir versuchen, bei all den Themen und Listen den Überblick zu behalten und fangen an, in Halbsätzen zu diskutieren und zwischen Themen zu springen. Es gibt Momente, da stossen wir an unsere Grenzen und müssen miteinander doch viel Langmut und Geduld aufbringen. Und es gibt Augenblicke, in denen wir Tränen lachen, weil wir uns dusselig anstellen oder von einem Moment auf den anderen vergessen haben, was wir eigentlich gerade besprochen haben.

Und dann kommt die Phase, wo sich die Dinge sortieren, wir eine Reihe Themen abschließen können, die Listen deutlich kürzer werden und wir das Gefühl bekommen – ja, es kann klappen.  Aufregung, Vorfreude, Ungläubigkeit.

Bevor wir auf Reisen gehen steht noch ein Trip an. Wir haben uns ein Offroad-Training mit einem Trainer und unserem Fahrzeug gebucht. Wir bekommen noch die additive Fernreise-Software für Kraftstoff bzw. Höhe bei O-M Services aufgespielt und haben letzte technische Details am Hilux selber abzuschließen.

Danach heißt es Packen!