Sonntag 10.05.2015

Khénifra - Meknes

 

Von Khénifra nehme ich morgens nach dem Frühstück im Hotel eine Nebenstrecke nach Azrou in Angriff, durch das wir auch schon auf der Fahrt Richtung Süden gekommen waren. An jenem Tag war dort Markt.

Die Nebenstrecke führt wieder einmal durch herrliche Landschaften. Im Aguelma Azigza Nationalpark gibt es einen wunderschön gelegenen See, der am Sonntag zum Ausflugsziel der Einheimischen wird. Hab ich schon erwähnt, dass Marokkaner das Wasser lieben? Ich treffe an dem See auch zwei schweizer Paare mit großen 4x4 Gefährten, die hier übernachtet haben. Ein bisschen bin ich neidisch, wenn ich da an mein Hotel von letzter Nacht denke. Ich bekomme einen Erzählerstuhl hingestellt und verweile eine halbe Stunde, bevor ich mich an die Weiterfahrt mache.

Die Schweizer haben einen weiteren Wasserfall auf der Strecke erwähnt, die Sources Oum Rabia. Kann ich gar nicht verfehlen, denn es gibt einen chaotischen Verkehrsstau um den dortigen Parkplatz herum. Ruckzuck bin ich das persönliche Opfer eines jungen Fremdenführers, der mir beim Einparken behilflich ist, meinen Helm und Tankrucksack seinem "Chef" anvertraut, der diese in seinem Auto einschliesst und mich dann zu den 200-200 Meter entfernten Quellen bzw. dem dortigen Wasserfall begleitet. Ich nehm mir mal vorsichtshalber noch ne frische 1,5l-Flasche Wasser mit, denn es ist wirklich brütend heiß. Zwischendurch passieren wir eine Engstelle, an der unter heftiger Beteiligung vieler Anwesenden ziemlich aufgebracht diskutiert wird. Natürlich steht da wieder einer und will seine 3 Dirham Eintritt kassieren. Na gut, bin ja nicht so. Um die Ecke rum ist dann der Wasserfall, der nicht allzu hoch und eindrucksvoll ist. Ausserdem ist es hier voller Menschen. Kurz ein paar Fotos gemacht und nix wie weg hier. Auf dem Weg nach unten schaue ich mir noch mal kuscheligen Plätzchen an, die entlang des hier recht wilden kleinen Flusses aufgebaut sind. Manche lassen die Beine ins Wasser baumeln, oder man liegt einfach faul da unter einem Sonnenschutz. Gemütliches Wochenendvergnügen. Ach so, hab ich schon erwähnt, dass Marokkaner Wasser lieben? Ich übrigens auch. Bei dem kleinen Spaziergang - vielleicht so 500 Meter - hab ich die 1,5l-Flasche leer getrunken. Hab mir gleich noch ne neue gekauft. Irgendwann hat mein Guide auch wieder seinen "Chef" aufgetrieben und ich komme wieder an meinen Helm und den Tankrucksack. Jetzt kommt der schwierigste Teil. Wen muss man wie bezahlen? Parkwächter: 5 Dirham. Ich hab einen zwanziger. Also 15 retour. Die drück ich meinem Guide in die Hand und frage, eine negative Antwort oder Geste erwartend, "Ok?". Ja, ok. Keine "Mann, das ist viel zu wenig"-Geste. Er ist zufrieden. Also hab ich wohl zu viel gegeben. Tja, woher soll man das wissen?

Die restliche Strecke bis nach Azrou macht Spass. Ziemlich aufgelöste Teerdecke mit vielen Schlaglöchern, über die man mit dem Moped super drüberbrettern kann. Da schwing ich das Federbein!

Am frühen Abend komme ich in Meknes an, wo ich ein Zimmer im Riad Yacout gebucht habe. Irgendwie habe ich aber Tomaten auf den Augen und find das nicht gleich. Bin in einer schmalen Gasse gelandet. Spreche einen älteren Herrn, der sich kurz mit ein paar anderen jungen Männer bespricht und dann offensichtlich weiss, wo es längs geht. Ich muss erst mal wenden, er geht schon voraus, wartet bis ich auf seiner Höhe bin, dann klappt der einfach die hinteren Fußrasten runter, springt auf, ich denk schon mich schmeisst es um (er war ein properes Dickerchen) und dann gab es professionelle Handzeichen von hinten. Cool. So ein Navi geht auch.

Im Riad spricht man zwar kein Englisch, aber man versteht es mehr oder weniger. Irgendwie lassen sich alle Fragen (vor allem die nach den Abendessenwünsche, d.h. was und wann) klären. Brauch ich nur noch einen bewachten Parkplatz für Moped. Zwar hab ich den Typen für bewachtes Parken gefunden, aber nicht für die Nacht. Hoppla, schon hockt der Parkwächter hinter mir und fährt glucksend eine Runde um den Platz mit mir zum "auch in der Nacht bewacht-Parkplatz". Na, da hab ich doch gleich zwei Typen glücklich gemacht heute. Der Parkwächter wird mich am nächsten Morgen bei der Abfahrt noch mal glücklich anstrahlen mit dem wunderbaren 1-Zahn-Lächeln.

Vor dem Abendessen ist noch reichlich Zeit, um eine Erkundung von Meknes zu unternehmen. Ich lasse mich etwas durch die Gassen und den Souk treiben. Gefällt mir auf den ersten Blick ganz gut. Nicht ganz so übertrieben auf Tourismus wie in Fes und Marrakech. Aber vielleicht täuscht das auch. Zwischendurch in der Medina versucht mal wieder ein Jugendlicher die "Road is closed"-Masche mit mir. Tja, Pech gehabt. Dank Wander-GPS find ich den Weg zurück.

Abends im Riad schwelge ich im Luxus. Hau mir ziemlich die Wampe voll und gönne mir auch noch 3 Biere.