Tag 28: Haines - Skagway - Atlin

 

Heute morgen habe ich tatsächlich einen Wecker gestellt, damit ich vor der Fährfahrt noch etwas frühstücken gehen kann. Packen allein mit Zelt abbauen braucht etwa 45 Minuten, aber mit Frühstück und Brenner wieder sauber machen, kommt dann immer noch gut eine halbe Stunde dazu.

Auf dem Weg in den Ort sehe ich nochmals einen Weißkopfadler, aber bis ich das Teleobjektiv montiert hatte, ist er weg. Ich bin etwas enttäuscht, merke dann aber, dass er hinter mir in einem Baum zwischengelandet ist und erwische ihn beim Abflug doch noch.

Bei einer Bäckerei hole ich mir ein Bacon-Egg-Wrap und einen riesigen Becher Kaffee. Haines ist nett, die Häuser ganz hübsch hergerichtet.
 
Das Fährticket kostet satte 86 US-Dollar für eine Dreiviertelstunde Jetboat-Reise. Aber gut, besser als einen Tag aussen um den Fjord herum zu fahren.
 
An der Fähre lerne ich Dave kennen, ein amerikanischer Motorradfahrer auf einer neueren GS, er vermutlich ein wenig älter als ich und endlich mal wieder ein Amerikaner, der kein Trump-Unterstützer ist. Zwei weitere Bekannte kommen dazu, Jonas und sein Mitfahrer, die ich in Anchorage schon getroffen habe. Auch Ben mit seinem VW-Bus stößt noch zu uns und so sind wir eine unterhaltsame Gruppe.

Die Fahrt ist nicht sehr spannend und auch Skagway lädt nicht zum längeren verweilen ein. Es gibt hier nur massenhaft Juweliergeschäfte, vermutlich für die Reisenden auf den großen Schiffen, die hier Halt machen. Und so beschließen Dave und ich einen Abstecher Richtung Atlin zu machen. Ich hatte im Reiseführer gelesen, dass es eine schöne Streck sein soll. Aus Skagway raus geht es in die Berge und heute leider auch in den Nebel. Also kaum Sicht. Wir kommen nun wieder über die Grenze nach Kanada und auch dieser Grenzübertritt ist wieder völlig easy.

Bei der Weiterfahrt Richtung Tal wird die Sicht erst einmal besser. Allerdings ist es smokey, was meint, dass viel Rauch in der Luft hängt von einem Flächenbrand. Ich habe gehört, dass man die Feuer hier teilweise brennen lässt bis sie von selbst erlöschen, zumindest so lange keine Bedrohungslage für Menschen entsteht. 

Richtung Atlin gibt es dann wunderbare Blicke auf die Seen, die sich dort ausbreiten. Nach einem Einkaufsstop in Atlin fahren wir die Stichstraße weiter bis zu einer Recreation Site in der Nähe warmer Quellen. Wir haben Glück, dass wir eingeladen werden, auf einem schon belegten Platz unsere Zelte mit aufzustellen, denn es ist sonst kein Platz mehr frei. Und so haben wir ein Plätzchen 20 m vom See entfernt.

Die Quellen sind nicht weit und Dave und ich machen eine Spaziergang hin. Angenehm warmes Wasser und sicher gut zum rein sitzen, aber uns ist nicht danach. 

Wir treffen dort einen seltsamen Menschen der im Laufe des Gesprächs immer kuriosere Dinge erzählt. Verschwörungstheoretiker? Dazu noch ein genauso seltsames junges Pärchen, Dave findet die Frau regelrecht scary. Es ist richtig schwierig, sich loszueisen. Auf dem Rückweg zum Zeltplatz kommen wir aus dem Lachen gar nicht mehr raus.

Brian, unser freundlicher Platzgeber unterhält uns am Abend noch mit allerlei Bärengeschichten. Die Nacht zuvor soll ein junger Grizzly die Mülleimer hier geplündert haben, bei den Quellen soll es Besuch von einem Schwarzbären gegeben haben. Also hänge ich meine Essensachen wieder in einen Baum und Brian packt ein paar Sachen in sein Auto. Aber Brian ist gut gerüstet mit einer Rifle und ich habe ja mein Bärenspray. Wir werden also gut über die Nacht kommen.