Montag 02.05.2016

Von Kukës nach Bajram Curr

 

Beim Frühstück beschliessen wir, heute weiter nach Bajram Curr zu fahren, wobei wir wegen der unsicheren Wetterprognosen - eigentlich ist Regen vorhergesagt - darauf verzichten eine Strecke weiter nördlich zu nehmen, die wohl größtenteils offroad verläuft.

Die Strecke, die wir fahren ist im Motorradtourenführer von Markus als sehr schön ausgewiesen und das soll sich auch bestätigen. Es geht in sehr vielen Kurven mehr oder weniger südlich des Fierza-Stausees entlang. 

Markus fährt voraus und schlägt an einer Stelle eine "Abkürzung" vor, die uns für heute noch etwas offroad-Strecke bescheren soll. Dass er gerade hier eine der schlammigsten und glibberichsten Strecken aussucht, kann er ja nicht wissen. Mit seiner Maschine kommt er damit einigermassen gut klar, aber ich eiere mit meiner Dicken ziemlich darauf herum und lege mich natürlich dann auch mal um. Außer einem lose gedrückten Rückspiegel ist nichts weiter passiert und ich bin sehr stolz, dass ich die Maschine schon wieder aufgestellt habe, als Markus zur Hilfe zurückkommt. Ich hab mich zwar mal wieder doof angestellt, da ich - nach rechts umgefallen - vor dem Aufstellen vergessen habe, den Seitenständer rauszuklappen, umso stolzer kann ich aber sein, da ich die Maschine mit rechts haltend von der rechten Seite bestiegen habe, wohlgemerkt mit einen Topcase drauf! Soll mir erst einer nachmachen!

Das erste Mal liegt einer von uns im Dreck.

Zurück auf Asphalt verabreden wir, dass wir uns in Fierze treffen und Markus schon mal vorausfahren soll. Bei Kurven in der Bergen und zudem noch bei Regen bin ich für Markus eher ein Klotz am Bein. Zwischendurch schraube ich meinen Rückspiegel wieder fest. Die Fahrt auf dieser Strecke wird aber durch den teilweise heftigen Regen doch erheblich getrübt.

In Fierze sehe ich Markus Maschine vor einem Café stehen, will aber erst mal tanken, da ich für die Fahrt ns Valbona-Tal, die wir heute noch geplant haben, vermutlich nicht mehr genug Benzin habe. Aber die Tankstelle hat nur Diesel, Super ist alle. Hmmmh. Das kenn ich schon aus Marokko. Nicht die beste Erinnerung!

Also trinke wir erst mal einen Café und fahren anschließend zum Fähranleger, um zu sehen, wann und wie die überhaupt zur Zeit fahren. Von einem jungen italienisch/belgischem Paar, das wir am Vorabend im Restaurant gesprochen haben, haben wir erfahren, dass die Fähren regelmäßig fahren sollten, aber wir müssen natürlich auch wissen, wann genau dies am nächsten Tag der Fall sein soll, wenn wir mit den Fähren den Koman-See überqueren wollen.

Am Fähranlegen liegen reichlich Fähren. 3 Fähren insgesamt, 2 kleinere und eine recht große. Irgendwo war zu lesen, dass der Fährbetrieb erst 2015 wieder aufgenommen worden ist, aber ich will das nicht so recht glauben, bei diesem Andrang hier. Die Fähren verkehren allerdings erst ab Anfang Mai.

Natürlich haben wir auf dem Fährgelände ruckzuck eine Ticketverkäufer bei uns. Wir erkundigen uns, ob und wann die Fähre morgen fährt. Er tut so, als ob die Fähre nicht jeden Tag verkehrt, aber verkauft uns dann doch ein Ticket für den nächsten Tag für 25 Euro pro Person und Motorrad. Wir bezahlen in Lek, 6000 Lek will er von uns haben, scheint mir ein günstiger Kurs, was sich später beim Eintragen in unsere gemeinsame Buchhaltung bewahrheitet. Ich habe nur ca. 43 Euro bezahlt.

Mit dem Wissen, dass wir am nächsten Tag um 1 Uhr mittags die Fähre nehmen können, wollen wir uns jetzt ins Valbona-Tal aufmachen und dort eine Unterkunft für die Nacht suchen. Auf dem Weg dahin finden sich zwar einige Tankstellen, doch auch diese haben alle nur Diesel und schicken uns weiter. Erfreulicherweise finden wir in Baijram Curr dann endlich doch auch Tankstellen, die auch Super vorrätig haben. Hier gibt es auch wieder Tankstellen in der für Albanien üblichen Dichte, also alle paar hundert Meter.

Leider fängt es auf der Fahrt wieder an zu regnen. Vom Valbona-Tal bekommen wir nicht wirklich viel zu sehen. Wir finden ein sehr familiär betriebenes Gästehaus. Der Sohn der Familie begrüßt uns mit gutem Englisch. In der guten Stube, dem vermutlich einzigen geheizten Raum, läuft der Fernseher und es ist eine ältere Frau zu Besuch, für deren Ziegenduft-Parfüm sich die Gastgeber entschuldigen, nachdem sie die alleinstehende Frau verabschiedet haben. Ehrlich gesagt, ist das unser geringstes Problem, wir duften ja in unseren Klamotten auch nicht gerade besonders frisch. Und Landluft schadet ja auch niemandem.

Dummerweise hab ich vorher nicht gefragt, ob es hier Wifi gibt. Leider funktioniert das gerade nicht (vermutlich nie), und dummerweise hat hier auch meine Telefonkarte für Albanien keinen Empfang und auch das Mobiltelefon unseres Gastgebers will heute nicht.

Das ist blöd, da ich Nachrichten auf meinem Mobiltelefon habe, die leider meinen kurzfristigen Arbeitseinsatz notwendig machen und das ist eben mal ohne Wifi nicht möglich. Mist! Ich muss also etwas zurück ins Tal fahren, dort soll es ein Hostel geben, das über ein besseres Wifi verfügt. Ich ziehe mich an und murmele vor mich hin, dass das ja nicht so optimal ist. Mit unserem Gastgeber kläre ich, dass es für ihn ok ist, wenn wir doch noch umziehen in eine Unterkunft mit Wifi. Ok. Also allen Krempel wieder anziehen und das Tal etwas zurückfahren, um in dem Hostel zu fragen. Die Rezeptionistin im Hostel scheint nicht den großen Durchblick zu haben und es stellt sich nur langsam heraus, dass sie dort wohl auch kein so besonderes Wifi haben. Nun, dann müssen wir zurück nach Baijram Curr, wo es Hotels gibt, die hoffentlich auch Wifi haben.

Im Regen fahren wir zurück nach Baijram Curr, wo mein Navi nicht so recht weiss, wie es uns zum gewünschten Hotel führen soll, auf jeden Fall fahren wir da ziemliche Umwege durch den Ort. Wir finden ein Hotel, wenngleich auch nicht das gewünschte. Es ist recht einfach und kostet mit Frühstück 10 Euro pro Person.

Im Hotelzimmer funktioniert das Wifi nicht besonders gut, aber im Restaurant/Café, bei dem es sich um einen großen Saal handelt, der wohl auch für die Feier von Hochzeiten genutzt wird, ist es in Ordnung und so kann ich mich um nun endlich um meine Arbeit kümmern. Zum Abendessen bekommen wir lecker zubereitete hiesige Forellen. Wieder mal ein total leckeres Essen, zubereitet von einem Kette rauchenden Koch, der eigentlich die ganze Zeit nichts zu tun hat und an einem Tisch im Restaurant sitzt. Jetzt sollte man sich aber niemanden mit Kochmütze und weißer Schürze vorstellen, da läge man komplett falsch!